Curriculum 👂 📔 🎴

Das Curriculum (Plural Curricula; aus lateinisch: Wettlauf, Umlauf, Kreisbahn, Lauf) ist ein Lehrplan oder Lehrprogramm, das auf einer Theorie des Lehrens und Lernens aufbaut.

Curriculum/deutsche Sprache 👂 📔 🎴

Die "fibel.digital" ist wie eine magische Buch-App in deinem Handy oder Tablet! Stell dir vor, du hast eine Zaubertasche, die voller spannender Geschichten, kluger Sprüche, lustiger Zungenbrecher und vielem mehr ist. Genau das ist die "fibel.digital"! Mit dieser App kannst du immer und überall in spannende Welten eintauchen, Neues lernen und Spaß haben. Und das Beste daran? Es wird immer wieder Neues hinzugefügt! Es ist, als hätte dein Lieblingsbuch plötzlich noch mehr Seiten zum Entdecken. Also, schnapp dir dein Gerät, öffne die "fibel.digital" und beginne das Abenteuer in der Welt der Worte! 🌟📖🚀

Curriculum/Comenius 👂 📔 🎴

Johann Amos Comenius (deutsch auch Komenius, lateinisch Iohannes Amos Comenius, tschechisch Jan Amos Komenský war ein mährischer Philosoph, Pädagoge und evangelischer Theologe. Er war Bischof der Böhmischen Brüder.

Curriculum/HMPL 👂 📔 🎴

Human-Machine Peer Learning - auch HMPL genannt - ist die Art und Weise wie Maschinen und Menschen zusammen lernen können.

Panchatantra 👂 📔 🎴

Curriculum/Mathematik 👂 📔 🎴

Mathematik ist wie eine geheime Zaubersprache! Stell dir vor, das gesamte Universum spricht diese Sprache, von den Sternen am Himmel bis zu den winzigen Ameisen auf dem Boden. Wenn du Mathematik lernst, bekommst du den Schlüssel zu vielen Geheimnissen. Durch Mathematik kannst du herausfinden, wie viele Bonbons in einem Glas sind, ohne sie zu zählen. Oder wie eine Rakete zum Mond fliegt. In Spielen, beim Bauen von LEGO und sogar beim Backen von Keksen – überall steckt Mathematik drin. Hast du jemals eine Schneeflocke ganz genau angeschaut? Sie hat ein perfektes, symmetrisches Muster. Das ist auch Mathematik!

Panchatantra/Einleitung 👂 📔 🎴

Einleitung zur Panchatantra: fünf Bücher der Weisheit

Panchatantra/Einleitung/OM 👂 📔 🎴

OM - Brahma, Rudra, Kumara, Hari, Varuna, Yama, Vani, Indra, Mond und Sonne, Sarasvati, Ozean, Wolken und Berge, Wind, Erde, Schlangen, Genien, Flüsse, Aswin-Zwillinge, Shri, Diti, Aditi, Chandika und die übrigen Mütter, die Veden, die heiligen Stätten, die Opfer, die Diener des Shiva, die Vasus und göttlichen Weisen, sowie die Himmelskörper mögen ewig Schutz gewähren.

Panchatantra/Einleitung/ Lobpreis dem Manu, Vrihaspati und Shukra (den Lehrern der Menschen, Götter und Dämonen), Parasara samt seinem Sohn Vyasa und auch dem weisen Chanakya, die der Lebensweisheit Regeln gelehrt. 👂 📔 🎴

Lobpreis dem Manu, Vrihaspati und Shukra (den Lehrern der Menschen, Götter und Dämonen), Parasara samt seinem Sohn Vyasa und auch dem weisen Chanakya, die der Lebensweisheit Regeln gelehrt.

Panchatantra/Einleitung/ Nachdem er dies als Essenz von allen Schriften über das, was in der Welt nützt, erkannt hatte, hat Vishnusharman in fünf Büchern dieses sehr ergötzliche Werk verfaßt. 👂 📔 🎴

Nachdem er dies als Essenz von allen Schriften über das, was in der Welt nützt, erkannt hatte, hat Vishnusharman in fünf Büchern dieses sehr ergötzliche Werk verfaßt.

Panchatantra/Einleitung/Es wird nämlich erzählt: In einer Provinz des Südens liegt die Stadt Mahilaropya. 👂 📔 🎴

Es wird nämlich erzählt: In einer Provinz des Südens liegt die Stadt Mahilaropya.

Panchatantra/Einleitung/ Da regierte ein König namens Amarashakti („unsterbliche Kraft“), ein Paradiesbaum aller Wissenschaften, welcher Meister war in allen Künsten und dessen Füße von der Strahlenfülle der Kronjuwelen der vorzüglichsten Fürsten bedeckt waren. 👂 📔 🎴

Da regierte ein König namens Amarashakti („unsterbliche Kraft“), ein Paradiesbaum aller Wissenschaften, welcher Meister war in allen Künsten und dessen Füße von der Strahlenfülle der Kronjuwelen der vorzüglichsten Fürsten bedeckt waren.

Panchatantra/Einleitung/ Aber dieser König hatte drei Söhne von der allergrößten Dummheit: Vahushakti, Ugrashakti und Anantashakti mit Namen („viel, schrecklich und unendliche Kraft“). 👂 📔 🎴

Aber dieser König hatte drei Söhne von der allergrößten Dummheit: Vahushakti, Ugrashakti und Anantashakti mit Namen („viel, schrecklich und unendliche Kraft“).

Panchatantra/Einleitung/ Da nun der König sah, daß diese keinen Sinn für Wissenschaft hatten, rief er seine Räte zusammen und sprach: Es ist euch bekannt, daß diese meine Söhne keinen Sinn für Wissenschaft haben und ohne Urteilskraft sind. 👂 📔 🎴

Da nun der König sah, daß diese keinen Sinn für Wissenschaft hatten, rief er seine Räte zusammen und sprach: Es ist euch bekannt, daß diese meine Söhne keinen Sinn für Wissenschaft haben und ohne Urteilskraft sind.

Panchatantra/Einleitung/ Drum macht mir mein Königreich, obgleich frei von Dornen - sobald ich jene ansehe - keine Freude. 👂 📔 🎴

Drum macht mir mein Königreich, obgleich frei von Dornen - sobald ich jene ansehe - keine Freude.

Panchatantra/Einleitung/ Sagt man ja doch mit Recht: Besser ein Sohn wird gar nicht erst geboren oder stirbt, als daß er töricht sei. 👂 📔 🎴

Sagt man ja doch mit Recht: Besser ein Sohn wird gar nicht erst geboren oder stirbt, als daß er töricht sei.

Panchatantra/Einleitung/ Kurz ist der Kummer um diese, aber der Tor betrübt, solang er lebt. 👂 📔 🎴

Kurz ist der Kummer um diese, aber der Tor betrübt, solang er lebt.

Panchatantra/Einleitung/ Wozu kann eine Kuh nützen, die weder Milch noch Kälber gibt. 👂 📔 🎴

Wozu kann eine Kuh nützen, die weder Milch noch Kälber gibt.

Panchatantra/Einleitung/ Wozu kann uns ein Sohn helfen, der weder klug noch tugendhaft ist. 👂 📔 🎴

Wozu kann uns ein Sohn helfen, der weder klug noch tugendhaft ist.

Panchatantra/Einleitung/ Lieber auf Erden den Tod eines Sohnes, als die Dummheit eines in der Familie geborenen, wegen deren sich ein Mensch in der Mitte der Weisen wie ein Bastard schämt. 👂 📔 🎴

Lieber auf Erden den Tod eines Sohnes, als die Dummheit eines in der Familie geborenen, wegen deren sich ein Mensch in der Mitte der Weisen wie ein Bastard schämt.

Panchatantra/Einleitung/ Wenn auch jene als Mutter gilt, welche einen Sohn geboren hat, bei dem während der Überlieferung seiner Tugenden dem Schreiber vor Schande der Stift aus den Händen sinkt, sprich, welch Weib ist dann noch unfruchtbar. 👂 📔 🎴

Wenn auch jene als Mutter gilt, welche einen Sohn geboren hat, bei dem während der Überlieferung seiner Tugenden dem Schreiber vor Schande der Stift aus den Händen sinkt, sprich, welch Weib ist dann noch unfruchtbar.

Panchatantra/Einleitung/ Besser eine Fehlgeburt, besser Enthaltung von Liebesgenuß, besser eine unfruchtbare Gattin, besser sogar, daß eine Tochter geboren wird, besser, daß er kaum geboren stirbt, besser Verbleibung im Mutterschoß - nur keinen unverständigen Sohn und wäre Schönheit und Reichtum auch sein Teil. 👂 📔 🎴

Besser eine Fehlgeburt, besser Enthaltung von Liebesgenuß, besser eine unfruchtbare Gattin, besser sogar, daß eine Tochter geboren wird, besser, daß er kaum geboren stirbt, besser Verbleibung im Mutterschoß - nur keinen unverständigen Sohn und wäre Schönheit und Reichtum auch sein Teil.

Panchatantra/Einleitung/ Ein einziger Sohn von bravem Sinn, guten Taten und reinem Stamm ist ein Schmuck des ganzen Hauses, wie eine Perle des Diadems. 👂 📔 🎴

Ein einziger Sohn von bravem Sinn, guten Taten und reinem Stamm ist ein Schmuck des ganzen Hauses, wie eine Perle des Diadems.

Panchatantra/Einleitung/ Deswegen muß jedes irgend mögliche Mittel angewendet werden, ihren Verstand zu erwecken. 👂 📔 🎴

Deswegen muß jedes irgend mögliche Mittel angewendet werden, ihren Verstand zu erwecken.

Panchatantra/Einleitung/Darauf sagten einige: Majestät! 👂 📔 🎴

Darauf sagten einige: Majestät!

Panchatantra/Einleitung/ Schon die Grammatik allein erfordert ein Studium von zwölf Jahren. 👂 📔 🎴

Schon die Grammatik allein erfordert ein Studium von zwölf Jahren.

Panchatantra/Einleitung/ Wenn diese einigermaßen erkannt ist, werden die Schriften über Recht, Erwerb, Genuß und Befreiung studiert, und dann findet Erweckung des Geistes statt (die vier großen Lebensziele im alten Indien: Dharma, Artha, Kama und Moksha, auch übersetzt als: Gerechtigkeit, Wohlstand, Liebe und Befreiung). 👂 📔 🎴

Wenn diese einigermaßen erkannt ist, werden die Schriften über Recht, Erwerb, Genuß und Befreiung studiert, und dann findet Erweckung des Geistes statt (die vier großen Lebensziele im alten Indien: Dharma, Artha, Kama und Moksha, auch übersetzt als: Gerechtigkeit, Wohlstand, Liebe und Befreiung).

Panchatantra/Einleitung/Da sprach unter ihnen ein Minister Namens Sumati („großen Verstand habend“): Majestät! 👂 📔 🎴

Da sprach unter ihnen ein Minister Namens Sumati („großen Verstand habend“): Majestät!

Panchatantra/Einleitung/ Des Lebens Dauer ist nicht ewig. 👂 📔 🎴

Des Lebens Dauer ist nicht ewig.

Panchatantra/Einleitung/ Die Erlernung der schriftlichen Regeln nimmt eine lange Zeit weg. 👂 📔 🎴

Die Erlernung der schriftlichen Regeln nimmt eine lange Zeit weg.

Panchatantra/Einleitung/ Drum ist für die Erweckung ihres Geistes ein abgekürztes Verfahren zu ersinnen. 👂 📔 🎴

Drum ist für die Erweckung ihres Geistes ein abgekürztes Verfahren zu ersinnen.

Panchatantra/Einleitung/ Man sagt auch: Unendlich fürwahr ist der Schriften Umfang, das Leben kurz, Störungen aber zahlreich, drum weg was unnötig und nimm den Saft nur, gleichwie der Schwan die Milch aus des Wassers Menge. 👂 📔 🎴

Man sagt auch: Unendlich fürwahr ist der Schriften Umfang, das Leben kurz, Störungen aber zahlreich, drum weg was unnötig und nimm den Saft nur, gleichwie der Schwan die Milch aus des Wassers Menge.

Panchatantra/Einleitung/ (Es heißt in den Veden, daß ein Schwan den Soma-Saft aus dem Wasser extrahieren kann, das bedeutet, das Wesentliche vom Unwesentlichen zu trennen.) 👂 📔 🎴

(Es heißt in den Veden, daß ein Schwan den Soma-Saft aus dem Wasser extrahieren kann, das bedeutet, das Wesentliche vom Unwesentlichen zu trennen.)

Panchatantra/Einleitung/Nun gibt es, oh König. 👂 📔 🎴

Nun gibt es, oh König.

Panchatantra/Einleitung/ einen Brahmanen namens Vishnusharman, der berühmt ist als einer, der in vielen Wissenschaften Vollkommenheit erreicht hat. 👂 📔 🎴

einen Brahmanen namens Vishnusharman, der berühmt ist als einer, der in vielen Wissenschaften Vollkommenheit erreicht hat.

Panchatantra/Einleitung/ Diesem übergib sie. 👂 📔 🎴

Diesem übergib sie.

Panchatantra/Einleitung/ Er wird sie sicherlich in kurzer Zeit erwecken. 👂 📔 🎴

Er wird sie sicherlich in kurzer Zeit erwecken.

Panchatantra/Einleitung/Der König aber, nachdem er dies gehört hatte, ließ Vishnusharman rufen und sprach: Oh Hochweiser. 👂 📔 🎴

Der König aber, nachdem er dies gehört hatte, ließ Vishnusharman rufen und sprach: Oh Hochweiser.

Panchatantra/Einleitung/ Erweise mir die Gewogenheit und bewirke, daß diese meine Söhne in der Wissenschaft des Nützlichen in kurzer Zeit alle anderen übertreffen. 👂 📔 🎴

Erweise mir die Gewogenheit und bewirke, daß diese meine Söhne in der Wissenschaft des Nützlichen in kurzer Zeit alle anderen übertreffen.

Panchatantra/Einleitung/ Ich werde dich dafür mit hundert großen Geschenken belohnen. 👂 📔 🎴

Ich werde dich dafür mit hundert großen Geschenken belohnen.

Panchatantra/Einleitung/Darauf sagte Vishnusharman zum König: Majestät! 👂 📔 🎴

Darauf sagte Vishnusharman zum König: Majestät!

Panchatantra/Einleitung/ höre mein wahrhaftiges Wort. 👂 📔 🎴

höre mein wahrhaftiges Wort.

Panchatantra/Einleitung/ Ich verkaufe Wissenschaft nicht, selbst nicht für hundert Großgeschenke. 👂 📔 🎴

Ich verkaufe Wissenschaft nicht, selbst nicht für hundert Großgeschenke.

Panchatantra/Einleitung/ Wenn ich aber nicht bewirke, daß diese binnen sechs Monaten die Wissenschaft der Lebensweisheit erkannt haben, dann will ich meinen Namen nicht mehr führen. 👂 📔 🎴

Wenn ich aber nicht bewirke, daß diese binnen sechs Monaten die Wissenschaft der Lebensweisheit erkannt haben, dann will ich meinen Namen nicht mehr führen.

Panchatantra/Einleitung/ Wozu vieler Worte. 👂 📔 🎴

Wozu vieler Worte.

Panchatantra/Einleitung/ Höre hier meinen Schlachtruf. 👂 📔 🎴

Höre hier meinen Schlachtruf.

Panchatantra/Einleitung/ Ich sage es nicht aus Begierde nach Schätzen - mir, der ich achtzig Jahr alt bin und allen sinnlichen Dingen entsagt habe, sind Reichtümer von gar keinem Nutzen - nur, um deinen Wunsch zu erfüllen, werde ich der Sarasvati (der Göttin des Lernens) Spiel spielen. 👂 📔 🎴

Ich sage es nicht aus Begierde nach Schätzen - mir, der ich achtzig Jahr alt bin und allen sinnlichen Dingen entsagt habe, sind Reichtümer von gar keinem Nutzen - nur, um deinen Wunsch zu erfüllen, werde ich der Sarasvati (der Göttin des Lernens) Spiel spielen.

Panchatantra/Einleitung/ Drum laß den heutigen Tag niederschreiben: Wenn ich nicht binnen sechs Monaten bewirke, daß deine Söhne in der Lebensweisheit alle anderen übertreffen, dann möge Gott mir den Weg zu den Göttern nicht zeigen. 👂 📔 🎴

Drum laß den heutigen Tag niederschreiben: Wenn ich nicht binnen sechs Monaten bewirke, daß deine Söhne in der Lebensweisheit alle anderen übertreffen, dann möge Gott mir den Weg zu den Göttern nicht zeigen.

Panchatantra/Einleitung/Der König aber, nachdem er dies gehört hatte, war höchst erfreut, übergab sie ihm mit Ehrfurcht und fühlte sich ganz beruhigt. 👂 📔 🎴

Der König aber, nachdem er dies gehört hatte, war höchst erfreut, übergab sie ihm mit Ehrfurcht und fühlte sich ganz beruhigt.

Panchatantra/Einleitung/ Vishnusharman übernahm sie, ging mit ihnen nach Hause und schrieb ihrethalben die nachfolgenden fünf Bücher 👂 📔 🎴

Vishnusharman übernahm sie, ging mit ihnen nach Hause und schrieb ihrethalben die nachfolgenden fünf Bücher

Panchatantra/Einleitung/Verfeindung von Freunden, Erwerb von Freunden, Krähen- und Eulenkrieg, Verlust von schon Besessenem, Handeln ohne sorgfältige Prüfung 👂 📔 🎴

Verfeindung von Freunden, Erwerb von Freunden, Krähen- und Eulenkrieg, Verlust von schon Besessenem, Handeln ohne sorgfältige Prüfung

Panchatantra/Einleitung/All diese gab er den Söhnen des Königs zu lesen, und nachdem sie die Bücher durchstudiert hatten, wurden sie in sechs Monaten zur Befriedigung des Königs so, wie ihm vorhergesagt war. 👂 📔 🎴

All diese gab er den Söhnen des Königs zu lesen, und nachdem sie die Bücher durchstudiert hatten, wurden sie in sechs Monaten zur Befriedigung des Königs so, wie ihm vorhergesagt war.

Panchatantra/Einleitung/ Seit dieser Zeit dient dieses „Die fünf  Bücher“ genannte Lehrbuch der Lebensweisheit auf Erden zum Unterricht der Kinder. 👂 📔 🎴

Seit dieser Zeit dient dieses „Die fünf Bücher“ genannte Lehrbuch der Lebensweisheit auf Erden zum Unterricht der Kinder.

Panchatantra/Einleitung/ Mit einem Wort: Wer unaufhörlich dieses Werk der Lebensweisheit liest oder hört, der erleidet nie und nimmer selbst durch Indra (dem König der Götter) ein Mißgeschick. 👂 📔 🎴

Mit einem Wort: Wer unaufhörlich dieses Werk der Lebensweisheit liest oder hört, der erleidet nie und nimmer selbst durch Indra (dem König der Götter) ein Mißgeschick.

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Panchatantra/Book 1 👂 📔 🎴

Erstes Buch - Verfeindung von Freunden

Panchatantra/Book 1/Einleitung 👂 📔 🎴

Hier beginnt das erste Buch „Verfeindung von Freunden“ genannt, dessen erste Strophe ist folgende:

Panchatantra/Book 1/Der übergeschäftige Affe 👂 📔 🎴

Die Geschichte vom Affen, der den Keil aus dem Baumstamm zog

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert" 👂 📔 🎴


Panchatantra/Book 1/Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert 👂 📔 🎴

Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert" && "Der Schakal und die Pauke" 👂 📔 🎴


Panchatantra/Book 1/Der Schakal und die Pauke 👂 📔 🎴

Der Schakal und die Pauke

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der Schakal und die Pauke" && "Dantila und der Schloßfeger" 👂 📔 🎴


Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schloßfeger 👂 📔 🎴

Dantila und der Schloßfeger

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Dantila und der Schloßfeger" && "Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld" 👂 📔 🎴

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld 👂 📔 🎴

Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld" && "Der Weber als Vishnu" 👂 📔 🎴

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu 👂 📔 🎴

Der Weber als Vishnu

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der Weber als Vishnu" && "Die Krähen und die Schlange" 👂 📔 🎴

Panchatantra/Book 1/Die Krähen und die Schlange 👂 📔 🎴

Die Geschichte von den mutigen Kräheneltern und der bösen Schlange.

Panchatantra/Book 1/Die Krähen und die Schlange/Der Kranich und der Krebs 👂 📔 🎴

In einem Wald befand sich ein großer Teich mit mancherlei Fischen darin.:::Und ein Kranich, welcher da seinen Sitz hatte, war alt geworden und unfähig, Fische zu fangen.:::Die Kehle von Hunger abgezehrt, setzte er sich darauf an das Ufer des Teichs und weinte, den Erdboden mit Tränen, so dick wie Perlen, benetzend.:::Den Hals gekrümmt und auf einem Fuß, wie auf einem Stengel, stehend, wußte es der schurkische Kranich so einzurichten, daß ihn die dummen Fische für eine Lotusblume halten konnten.:::Da kam ein kleiner Krebs herbei, zusammen mit mancherlei Wassertieren, und von des Kranichs Schmerz gerührt, sprach er ehrfurchtsvoll Folgendes: ::: „Lieber! Warum beschäftigst du dich heute nicht mit der Erwerbung deines Unterhalts? Du tust ja nichts als mit tränenerfüllten Augen zu seufzen!“ :::Jener antwortete: „Kind! Deine Bemerkung ist richtig. Ich bin in der Tat ein Fischfresser, aber ich habe allem Irdischen entsagt und bin jetzt daran, mich zu Tode zu fasten. Darum esse ich keine Fische, selbst wenn sie mir nahe kommen.“:::Der Krebs, nachdem er dies gehört, fragte: „Lieber! Was ist der Grund, daß du allem Irdischen entsagt hast?“:::Jener antwortete: „Mein Kind! Ich bin an diesem Teich geboren und alt geworden. Nun habe ich gehört, daß eine zwölfjährige Dürre nahe bevorsteht.“ Der Krebs sagte: „Von wem hast du das gehört?“ Der Kranich antwortete: „Aus dem Munde eines Sterndeuters. Denn Saturn, Mars und Venus werden mitten im Wagen der Rohini aufgehen. Und Varahamihira (ein großer indischer Astronom) hat gesagt: Wenn der Sprößling der Sonne der Rohini Wagen hier in der Welt zerspaltet, dann entsendet Gott Vishnu zwölf Jahre hindurch kein Tröpfchen Regen zur Erde. Und so: Wenn Rohinis Wagen geteilt, vollzieht die Erde, als hätte sie gesündigt, von Asche und Knochen bestreut, gleichsam das Gelübde des Tragens einer Schädelkette. Wenn also Mars oder der Sonne Sohn oder der niedersteigende Knoten den Wagen der Rohini spaltet, warum sollte ich es nicht verkünden, daß dann in feindlichem Meer die gesamte Welt zerstört wird? Und auch: Dringt mitten in Rohinis Wagen der Mond, dann irrt der Mensch hilflos umher, ißt das Fleisch gekochter Kinder und schlürft das Wasser aus Töpfen, die von der Sonne glühen. Dann wird dieser Teich kaum noch Wasser enthalten; rasch wird er austrocknen, und sobald er trocken ist, werden die, mit welchen ich aufgewachsen bin und gespielt habe, allesamt aus Mangel an Wasser umkommen. Nun bin ich nicht fähig, die Trennung von diesen mit anzusehen. Darum habe ich dieses Zutodefasten über mich genommen. Jetzt werden bereits alle Wassertiere, welche sich in Teichen von wenig Wasser befinden, von ihren Leuten in Teiche mit vielem Wasser gebracht, und einige, wie der Makara, der Alligator, der Delphin, der Wasserelefant und andere gehen selbst dahin. Aber die Wassertiere in diesem Teich sind ganz gedankenlos. Darum insbesondere weine ich, weil sie hier auch nicht einmal nur einen Samen von sich retten werden.“ Der Krebs nun, nachdem er diese Rede gehört, tat sie auch den übrigen Wassertieren kund. Diese aber, Fische, Schildkröten und die übrigen, das Herz von Furcht erschreckt, gingen darauf zu dem Kranich und sagten: „Lieber! Gibt es ein Mittel, wodurch wir uns retten können?“ Der Kranich antwortete: „Nicht sehr weit von dieser Wasserstelle ist ein großer Teich, mit viel Wasser und einem Wald von Lotusblumen geschmückt. Der trocknet nicht aus, wenn auch der Regengott vierundzwanzig Jahre lang keinen Regen schickt. Wenn nun einer auf meinen Rücken steigen will, so führe ich ihn dahin.“ Darauf faßten die Wassertiere Vertrauen zu ihm, umringten ihn von allen Seiten und riefen: „Vater! Onkel! Bruder! Ich zuerst! Ich zuerst!“ Der Bösewicht aber ließ sie, einen nach dem andern, auf seinen Rücken steigen, ging nach einem vom Teich nicht weit entfernten großen Fels, warf sie darauf und schmauste sie dann nach Belieben. Dann kehrte er zum Teich zurück, erfreute die Herzen der Wassertiere durch falsche Berichte über ihr Wohlbefinden und verschaffte sich auf diese Weise seine Nahrung. Eines Tages sagte der Krebs zu ihm: „Lieber! Mit mir hast du zuerst liebevolle Rede gepflogen. Warum übergehst du mich nun und trägst die andern weg? Darum besorge jetzt die Rettung meines Lebens!“ Als er dieses hörte, dachte der Bösewicht: „Ich bin des Fischfleisches überdrüssig; drum soll mir dieser Krebs heute als Würze dienen.“ Dann sagte er „Ja“, ließ ihn auf seinen Rücken steigen und machte sich auf den Weg nach dem Richtstein. Der Krebs aber, da er schon aus der Ferne auf dem Stein einen Knochenberg erblickte und die Fischgräten erkannte, fragte ihn: „Lieber! Ist der Teich noch weit? Bist du durch meine Last sehr ermüdet? Sag doch!“ Er aber, indem er dachte „Das ist ein dummes Wassertier! Auf dem Trocknen ist es ohnmächtig.“, antwortete lächelnd: „Krebs! Wo ist an einen andern Teich zu denken? Dies ist die Art, wie ich mir meine Nahrung erwerbe. Darum empfiehl dich jetzt deiner Schutzgottheit! Denn auch dich werde ich auf diesen Stein werfen und fressen!“ Kaum hatte er das gesagt, als sein zarter, wie Lotusstengel lieblicher Hals durch die Schere des Krebses gepackt und zugeschnürt wurde und er bald tot war. Dieser nahm darauf diesen Hals des Kranichs und ging Schrittchen vor Schrittchen zum Teich zurück. Da wurde er nun von allen Wassertieren gefragt: „He! Krebs! Warum bist du zurückgekommen? Ist dem Vogel etwas zugestoßen? Auch ist ja dein Onkel nicht mit zurückgekehrt. Warum zögert er? Wir stehen hier alle voll Begierde und Erwartung.“ Nachdem sie so gesprochen, sagte der Krebs spottend: „Ihr Toren! Dieser hat alle Fische betrogen, sie nicht weit von hier auf einen Stein geworfen und aufgefressen. Ich habe noch bei lebendigem Leibe die Absicht dieses Treulosen erkannt und hier seinen Hals mitgebracht. Weg nun mit der Angst! Von jetzt an dürfen alle Wassertiere vergnügt sein!“ Daher sage ich: Nachdem er viele Fische verzehrt hatte, große, kleine und mittlere, da starb aus zu großer Freßgier doch der Kranich durch des Krebses Griff.“

Panchatantra/Book 1/Intermezzo zwischen "Die Krähen und die Schlange" && "Der Löwe und der Hase" 👂 📔 🎴

Daher sage ich: Durch Hinterlist ist ausführbar, was Gewalt nicht zustande bringt: Vermittelst einer Goldkette schuf die Krähe der Schlange Tod. Und so: Ein schwacher Feind, dessen vor Übermut blind und sorglosen Sinns die Helden zuerst nicht achten, wo er noch leicht zu bemeistern war, wird dann, einer Krankheit gleich, unüberwindlich mächtig. So gibt es nichts in dieser Welt, was Weise nicht zu bemeistern vermöchten. Man sagt auch: Wer Verstand hat, der hat Stärke. Woher hätte der Dumme Kraft? Sieh nur! Ein Löwe, vor lauter Stolz ganz ohne Vernunft, wurde von einem Häschen zu Tod gebracht.“

Da fragte Karataka sagte „Wie war das?“, und jener erzählte:

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase 👂 📔 🎴

Die Geschichte von dem großen fiesen Löwen und dem kleinen schlauen Hasen

Panchatantra/Book 1/Intermezzo zwischen "Löwe und der Hase" && "Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch" 👂 📔 🎴

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch 👂 📔 🎴

Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch

Panchatantra/Book 1/Intermezzo - Schakalische Verschwörung 👂 📔 🎴

Panchatantra/Book 1/Die Wanze und die Laus 👂 📔 🎴

Die Wanze und die Laus

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Die Wanze und die Laus" && "Der blaue Schakal" 👂 📔 🎴

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal 👂 📔 🎴

Panchatantra/Book 1/Der Schwan und die Eule 👂 📔 🎴

Der Schwan und die Eule:::

In einer gewissen Waldgegend ist ein sehr großer See, und da wohnte ein Schwan mit Namen Madarakta („der Freude geneigt“), und dieser brachte seine Zeit mit vielen und mannigfachen Spielen zu. ::: Einstmals aber kam der sein Ende bringende Tod in Gestalt einer Eule zu ihm. Als er sie erblickte, sagte der Schwan: ::: „He, Eule! Aus welchem Grunde kommst du hierher?“ :::Diese sprach: ::: „Ich komme, weil ich von deinen Tugenden gehört habe. Denn auch: Die ganze Erde durchwandernd, einzig suchend der Tugend Schatz, fand ich als höchste nur deine. Darum habe ich mich dir genaht. ::: Mit dir muß ich nun notwendigerweise mit Sorgfalt Freundschaft schließen. :::``Denn sogar das Unreine wird sündenrein, wenn es in die Ganga kommt.´´::: Und auch: ::: ``Die Muschel in Vishnus Hand ist rein, obgleich sie aus Knochen ist.´´::: Die Verbindung mit Hochwürdigem, wem gibt sie nicht Erhabenheit?“::: Nachdem sie so geredet, bewilligte es der Schwan mit den Worten: ::: „Ganz gern, oh lieber Freund! Lebe nach Lüsten mit mir zusammen in diesem großen See namens Sukhasevja („mit Vergnügen zu bewohnen“).“::: Und so ging ihnen beiden die Zeit hin, indem sie sich unter Liebesbezeigungen miteinander vergnügten. ::: Da sagte aber eines Tages die Eule: ::: „Ich will zu meinem Wohnort Padmavana („Lotuswald“) zurückkehren! Wenn dir an dem Liebesbündnis mit mir etwas gelegen ist, so mußt du mich unbedingt als mein Gast besuchen.“ ::: Nachdem sie so gesprochen hatte, ging sie nach ihrem Wohnort. Im Verlauf der Zeit bedachte aber der Schwan: ::: „Ich lebe an diesem Orte ohne einen Gefährten und kenne auch sonst weiter niemand, drum will ich jetzt zu dieser meiner lieben Freundin, der Eule, gehen, da werde ich einen ganz neuen Vergnügungsplatz und ganz neue Speisen kennenlernen.“ ::: Nachdem er so überlegt hatte, ging er zur Eule. Im Lotuswalde aber sieht er sie nicht. ::: Und wie er sie mit großer Sorgfalt sucht, so erblickt er die Eule in einer abscheulichen Höhle und spricht zu ihr: ::: „Liebe, komm herbei! Komm herbei! Ich, dein lieber Freund der Schwan bin da!“ ::: Nachdem die Eule dies gehört hatte, sagte sie: ::: „Ich gehe bei Tage nicht aus! Unsere Zusammenkunft kann erst stattfinden, wenn die Sonne untergegangen ist.“ ::: Als er dies gehört und sehr lange Zeit gewartet hatte, kam er in der Nacht mit der Eule zusammen. Nachdem er sich nach ihrem Befinden und anderem erkundigt, legte er sich, vom Wege ermüdet nieder und schlief am selben Orte ein. ::: An diesem See aber hatte eine große Karawane von Kaufleuten ihr Nachtlager aufgeschlagen. Als nun der Herr der Karawane zur Zeit der Morgendämmerung aufgestanden war, ließ er mit der Muschel das Zeichen zum Aufbruch geben. ::: Da stieß die Eule einen mißtönenden Schrei aus und flog dann wieder in einen Höhlenspalt, der Schwan aber blieb wo er war. ::: Darauf wurde das Herz des Gebieters der Karawane durch das böse Vorzeichen in Schrecken gesetzt. Er gab einem Bogenschützen, welcher die Kunst verstand, bloß nach der Richtung eines Tones zu treffen, seinen Befehl, und dieser spannte seinen Bogen straff an, zog den Pfeil bis zu seinem Ohrschmuck und tötete den in der Nähe des Eulennestes übernachtenden Schwan. ::: - Daher sage ich: ::: ``Zur Unzeit handeln, unpassend reden und schlechtem Freund dienen: Das soll man nimmer. Sieh, wie der im Lotuswald schlafende Vogel vom Pfeil getötet wird, der vom Bogen schnellt.´´::: Man sagt auch: ::: ``Vor den Gaben des Hochedlen schwinden selbst die Gaben der Begabten; bei Nacht erstrahlt das Licht der Flamme, aber nicht mehr, wenn die Sonne scheint.´´“::: Damanaka sagte: ::: „Ach Freund! Wenn es so ist, so hast du nichts zu fürchten. Wenn er auch durch diese Bösewichter aufgereizt ist, so wird er doch durch deine Beredsamkeit zur Gnade zurückkehren.“ ::: Jener antwortete: ::: „Ach! Was du sagst, ist nicht richtig. ::: Man kann sich selbst in der Mitte unbedeutender Bösewichter nicht aufrechterhalten. ::: Sie wenden eine andere Hinterlist an und verderben sicherlich. ::: Denn es heißt auch: :::``Viele niedere Schlauköpfe, die sich alle durch Pfiffigkeit ernähren, können Recht zu Unrecht machen, wie Krähe und Sippschaft beim Kamel.´´“::: Da fragte Damanaka: ::: „Wie war das?“, und jener erzählte:

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel 👂 📔 🎴

Der Löwe, seine Minister und das Kamel:::

In einer Waldgegend lebte einst ein Löwe namens Madotkata („der vor Stolz Wütende“), und dessen Diener waren ein Panther, eine Krähe und ein Schakal. ::: Indem diese aber einst hier und da herumschweiften, sahen sie ein von einer Karawane abgekommenes Kamel namens Krathanaka. ::: Der Löwe sagte darauf: ::: „Erkundigt euch doch, ob es ein Waldtier ist oder ein Haustier!“ ::: Nachdem sie dies gehört, sagte die Krähe: ::: „Oh Herr! Dies ist ein Haustier, Kamel genannt, eine Art Geschöpf, welches du fressen kannst. Deshalb laß es umbringen!“ ::: Der Löwe sagte: ::: „Ich töte keinen Gast, der in mein Haus gekommen ist. ::: Man sagt auch: ::: ``Sogar wer seinen Feind ermordet, wenn er furchtlos vertrauensvoll ins Haus ihm trat, dessen Schuld gleicht dem Mord von hundert Brahmanen.´´::: Darum versprecht ihm vollständige Sicherheit und führt es zu mir, damit ich es nach dem Grund seiner Hierherkunft frage.“::: Darauf forderten alle zusammen das Kamel auf, Vertrauen zu fassen, versprachen ihm Sicherheit und führten es vor den Löwen. ::: Nachdem es sich ehrfurchtsvoll verbeugt hatte, setzte es sich nieder. ::: Alsdann erzählte es auf dessen Befragen seine ganze Geschichte von der Zeit an, wo es von der Karawane abgekommen war. ::: Darauf sagte der Löwe: ::: „Oh Krathanaka! Gehe nicht zum Dorf zurück, um dich wieder der Qual des Lasttragens zu unterziehen. ::: Bleib furchtlos bei mir hier im Wald und genieße die smaragdgleichen vortrefflichen Gräser!“ ::: Das Kamel sagte: ::: „So sei es!“ und hauste nun vergnügt in der Mitte von ihnen, indem es bei sich dachte: „Ich brauche mich vor nichts in aller Welt zu fürchten.“ ::: Eines Tages nun hatte der Löwe mit einem großen im Walde lebenden Elefanten einen Kampf. ::: Da erhielt er durch dessen mörserkeulengleichen Stoßzahn eine Wunde, und wenig fehlte, daß er infolge davon das Leben eingebüßt hätte. ::: Sein Körper wurde aber so schwach, daß er nicht einmal den Fuß irgendwohin bewegen konnte. ::: Da gerieten die Krähe und die übrigen durch seine Ohnmacht alle in Hungersnot und schweres Leid. ::: Der Löwe aber sagte zu ihnen: ::: „He da! Sucht irgendwo irgendein Tier, damit ich, obgleich ich in diesem Zustand bin, es töte und euch Nahrung verschaffe.“ ::: Darauf fingen sie alle vier an herumzuschweifen. Da sie aber gar nichts erblickten, so hielten die Krähe und der Schakal miteinander Rat. ::: Der Schakal sprach: ::: „He, Krähe! Wozu das viele Herumschweifen? Da steht ja das Kamel voll Vertrauen auf unsern Herrn. Laß es uns töten! Das gibt Lebensunterhalt für das ganze Gefolge.“ ::: Die Krähe antwortete: ::: „Ach! Du sprichst ganz angemessen. Aber der Herr hat ihm Sicherheit versprochen. Darum darf es nicht getötet werden.“ ::: Der Schakal sagte: ::: „Oh Krähe! Ich werde durch meine Vorstellungen den Herrn umstimmen, daß er es umbringt. Drum bleibe du hier, bis ich nach Hause gegangen bin, des Herrn Befehl empfangen habe und wieder zurückkehre.“ ::: Nachdem er so gesprochen hatte, machte er sich eilig auf den Weg zum Löwen. Dort angekommen sprach er folgendes: ::: „Oh Herr! Herumschweifend haben wir den ganzen Wald durchsucht, aber kein einziges Tier angetroffen. Was sollen wir nun tun, da wir vor Hunger nicht einmal einen Fuß mehr vorwärts bewegen können? ::: Auch Majestät scheint etwas Nahrhaftes essen zu müssen. Wenn sie daher befiehlt, so ließe sich jetzt aus dem Fleisch des Kamels ein nahrhaftes Mahl bereiten.“ ::: Als aber der Löwe diese seine abscheuliche Rede hörte, sagte er von Zorn erfüllt: ::: „Pfui, pfui! du gemeinster Bösewicht! Wenn du das noch einmal sagst, so werde ich dich augenblicklich umbringen. Da ich ihm Sicherheit versprochen habe, wie kann ich ihn nun selbst töten! ::: Man sagt ja: ::: ``Weder die Kuhspende, noch die Land- oder Speisespende ist das Höchste, sondern nach der Weisen Urteil steht an aller Spenden Spitze die Spende der Furchtlosigkeit. Sämtliche Opfer, mit den vortrefflichsten Spenden vollzogen, wiegt eines einzigen angstvollen Geschöpfes Lebensversicherung auf.´´“::: Nachdem er dies gehört, sagte der Schakal: ::: „Oh Herr! Wenn das Kamel im Vertrauen auf die ihm gewährte Sicherheit umgebracht wird, dann begehst du eine Sünde. ::: Aber, wenn es aus Ergebenheit gegen deine Majestät sein Leben von selbst anbietet, dann begehst du keine Sünde. Wenn es sich daher selbst zum Tode anträgt, dann darf es getötet werden, oder einer von uns muß umgebracht werden. ::: Denn Majestät bedarf einer nahrhaften Speise und geht, wenn der Hunger nicht gestillt wird, der Auflösung entgegen. Wozu haben wir aber unser Leben, wenn wir es nicht zum Nutzen unseres Herrn fahren lassen? ::: Wenn Majestät etwas Unangenehmes zustößt, dann ist es unsre Pflicht, selbst rückwärts ins Feuer zu gehen. ::: Man sagt auch: :::``Das Leben eines Oberhauptes ist auf jede Art zu wahren; wenn er dahin ist, ist auch das ganze Haus vernichtet: Denn Räder fahren nimmermehr, wenn ihre Nabe zerbrochen wurde.“ ::: Nachdem er dies gehört, sagte der Löwe: ::: „Wenn dem so ist, so tue was dir gut erscheint.“ ::: Als der Schakal dies vernommen, ging er eilig zurück und sagte zu allen: ::: „Hört, hört! Der Herr befindet sich sehr schlecht. Das Leben sitzt ihm schon in der Nasenspitze. Wozu also das Herumjagen? Wer wird uns in diesem Walde beschützen, wenn er nicht mehr ist? ::: Drum laßt uns gehen und ihm, den die Krankheit namens „Hunger“ in die andere Welt treiben will, unsere eigenen Leiber zum Geschenk machen, damit wir unsere Schuld für des Herrn Gnade abzahlen. ::: Man sagt ja: :::``Der Diener, unter dessen Augen den Herrn ein Mißgeschick betrifft, fährt bei lebendigem Leibe hinunter in den Höllenschlund.´´“ ::: Darauf gingen sie sogleich alle mit Tränen in den Augen zum Löwen, verbeugten sich und setzten sich nieder. Als er sie um sich sah, sagte der Löwe: ::: „Ach! Habt ihr irgendein Tier gefangen oder gesehen?“ Darauf antwortete die Krähe aus ihrer Mitte: ::: „Oh Herr! Wir sind schon allenthalben umhergerannt, haben aber kein Tier weder gefangen noch gesehen. ::: Deshalb möge der Herr jetzt mich verzehren und dadurch sein Leben fristen: So wird Majestät sich erquicken, und ich werde in den Himmel kommen. ::: Denn man sagt auch: :::``Der Diener, welcher treusinnig für seinen Herren das Leben läßt, gewinnt die höchste Rangstufe, von Alter frei und frei von Tod.´´“::: Nachdem der Schakal dies gehört, sagte er: ::: „Ach! Dein Körper ist sehr klein. Wenn er dich auch verzehrt, so wird das dem König das Leben doch nicht fristen. Außerdem ist es auch schädlich. ::: Man sagt auch: :::``Der Hund sogar verschmäht Krähenfleisch; selbst wenig davon ist ungesund. Wozu auch eine Speise essen, an der man sich nicht sättigen kann?´´::: Du hast nun deine Ergebenheit gegen den Herrn bewiesen und deine Verpflichtung für des Herrn Nahrung abgetragen. Auch hast du dir in beiden Welten einen guten Leumund erworben. Darum tritt zurück, damit auch ich den Herrn anreden kann!“ ::: Nachdem so geschehen, verbeugte sich der Schakal ehrfurchtsvoll und sagte: ::: „Oh Herr! Erhalte dein Leben heute durch meinen Leib und laß mich beide Welten erwerben! Denn man sagt auch: Dem Herrn gebührt des Dienstmannes Leben, da er es durch Sold erwarb. Darum begeht er auch keine Sünde, wenn er es ihnen nimmt.“ ::: Als er aber dieses gehört, sagte der Panther: ::: „Ah, du hast schön gesprochen! Aber auch dein Körper ist sehr klein, und da Krallen deine Waffen sind, so gehörst du zu demselben Geschlecht und darfst deshalb nicht von ihm gefressen werden. ::: Man sagt ja: ::: ``Kein Weiser esse Verbotenes, wäre der Tod ihm auch noch so nah, zumal wenn es, obgleich wenig, ihn doch um beide Welten bringt.´´::: Du hast deine Blutsfreundschaft nun bewiesen. Sagt man ja doch mit Recht auch Folgendes: :::``Darum heben die Erdenherrscher ihre Verwandten zu sich empor, denn diese ändern sich nimmer, nicht anfangs, mitten und nicht am Ende.´´::: Deswegen tritt zurück, damit auch ich mir des Herrn Gnade erwerbe.“ ::: Nachdem so geschehen, verbeugte sich der Panther und sprach zum Löwen: ::: „Oh Herr! Nimm jetzt meinen Leib zu deinem Lebensunterhalt. Im Himmel soll mir eine ewige Wohnung zuteil werden, und auf Erden mein Ruhm sich in die weiteste Ferne erstrecken! ::: Drum trage du kein Bedenken hierbei! Man sagt ja: :::``Treuergebenen Dienstleuten, die für ihren Herrn gestorben sind, wird ewige Wohnung im Himmel und auf Erden großer Ruhm zuteil.´´“::: Nachdem er dies gehört, dachte das Kamel: ::: „Sie haben doch schöne Worte ausgesprochen, und der Herr hat keinen einzigen umgebracht. Darum will auch ich Angemessenes vortragen, damit sie alle drei meine Rede loben.“ ::: Nachdem er sich so entschlossen hatte, sprach er: ::: „Ach! Was du sagst ist angemessen. Allein auch du bist ein Krallenkämpfer! Wie kann also der Herr dich fressen? Man sagt auch: Wer sogar nur im Geist Unbilden gegen sein Geschlecht hegt, den treffen ebendieselben in dieser und in jener Welt. Darum tritt du zurück, damit ich den Herrn anrede!“ ::: Nachdem so geschehen, trat das Kamel hervor, verbeugte sich und sprach: ::: „Oh Herr! Diese darfst du ja doch nicht essen. Deswegen laß dir meinen Leib zum Lebensunterhalt dienen, damit ich beide Welten gewinne. Denn man sagt auch: Nicht Opfernde und auch keine Büßer erreichen solchen hohen Rang, als brave Fürstendienstleute, die für den Herrn sich opferten.“ ::: Nachdem es so gesprochen hatte, rissen ihm auf des Löwen Erlaubnis der Panther und der Schakal den Bauch auf, die Krähe hackte ihm die Augen aus, und das Kamel büßte sein Leben ein. ::: Alsdann wurde es von allen diesen gemeinen Schlauköpfen aufgefressen. - Daher sage ich: :::``Viele niedere Schlauköpfe, die sich alle durch Pfiffigkeit ernähren, können Recht zu Unrecht machen, wie Krähe und Sippschaft beim Kamel.´´“::: Nachdem er diese Geschichte erzählt hatte, sagte Sanjivaka weiter zu Damanaka: ::: „Dieser König hat eine gemeine Umgebung, die denen, welche seinen Schutz gesucht haben, kein Heil gewährt. :::``Besser ein geiergleicher König von Schwänen umgeben, als ein schwanengleicher König, dessen Umgebung Geier bilden: Denn von einem Gebieter, welcher Geier als seine Umgebung hat, gehen viele Untaten aus, und durch diese ist er mächtig zum Verderben.´´::: Deshalb soll man den ersteren unter diesen beiden vorziehen. :::``Ein König, der sich durch die Worte von Schlechten leiten läßt, ist unfähig zu gerechter Erwägung.´´::: Man hört auch Folgendes: ::: ``Weil der Schakal dir zur Seite steht wie auch die scharfgeschnäbelte Krähe, drum flüchte ich den Baum aufwärts, denn die Umgebung gefällt mir nicht.´´“::: Da fragte Damanaka: ::: „Wie ist das?“, und Sanjivaka erzählte:

Panchatantra/Book 1/Löwe und Zimmermann 👂 📔 🎴

Löwe und Zimmermann

In einer gewissen Stadt lebte ein Zimmermann mit Namen Devagupta („von den Göttern beschützt“). Dieser nahm immer einen guten Reisbrei mit sich und spaltete mit seiner Frau zusammen im Walde große Anjanastämme. ::: In diesem Walde wohnte aber ein Löwe namens Vimala (der „Fleckenlose“), der hatte zwei Diener, die Fleischfresser waren, einen Schakal und eine Krähe. ::: Einstmals nun als der Löwe allein im Walde umherschweifte, erblickte er diesen Zimmermann. Auch der Zimmermann sah den Löwen herankommen, hielt sich schon gleichsam für tot, aber voll Geistesgegenwart dachte er: ::: "Meine (einzige) Zuflucht ist ein mutiges Entgegentreten!"::: So ging er dem Löwen entgegen, verbeugte sich und sprach: ::: „Komm herbei! Komm herbei! Oh Freund! Heute mußt du mein Essen, welches deines Bruders (d.i. meine) Frau gebracht hat, verzehren.“ ::: Jener antwortete: ::: „Lieber! Ich ernähre mich nicht von gekochter Speise, denn ich bin ein Fleischfresser, aber trotzdem will ich dir zu Gefallen etwas kosten, um zu sehen, was das für eine Art Speise ist.“ ::: Nachdem der Löwe so geredet hatte, erfreute ihn der Zimmermann mit mancherlei Arten von Speisen, Schüsseln von herrlichen Laddukakugeln, welche mit Zucker überstreut und mit Trauben und Muskatnuß gewürzt waren und anderen. ::: Und der Löwe gewährte ihm aus Dankbarkeit die Sicherheit gegen alle Gefahren, so daß er ungefährdet im Walde herumgehen könne. ::: Darauf sprach der Zimmermann: ::: „Lieber Freund! Du mußt jeden Tag kommen, aber nur ganz allein! Du darfst keinen andern irgend vor meine Augen bringen!“ ::: So ging beiden die Zeit unter Liebesbezeigungen hin, und der Löwe, welcher auf diese Weise Tag für Tag mit derartigen mannigfachen Speisen gesättigt ward, unterließ es bald ganz und gar, auf die Jagd zu gehen. ::: Da sprachen der Schakal und die Krähe zu dem Löwen, da sie von Hunger gequält wurden, welcher nur durch anderer Mißgeschick gestillt werden konnte: ::: „Oh Herr! Sage uns beiden, wohin du jeden Tag gehst und dann mit vergnügtem Sinn voll Freude zurückkommst?“ ::: Er antwortete: ::: „Ich gehe nirgendwohin.“ ::: Als er aber von beiden mit sehr großer Inständigkeit gebeten wurde, da sagte der Löwe: ::: „In diesen Wald kommt jeden Tag ein Freund von mir. Dessen Frau bereitet ganz ausgezeichnete Speisen, und da esse ich denn unter vorhergehenden Freundschaftsbezeigungen.“ ::: Darauf sagten beide: ::: „Wir wollen dahin gehen, den Zimmermann umbringen und durch dessen Fleisch und Blut uns auf lange Zeit unsere Nahrung verschaffen.“ ::: Als der Löwe dies gehört hatte, sagte er: ::: „Oh! Oh! Ich habe ihm vollständige Sicherheit gewährt. Wie kann ich also an so etwas Schlechtes in Bezug auf ihn auch nur denken? Ich will ihn lieber bewegen, daß er, was von der herrlichen Speise übriggelassen wird, euch beiden gibt.“ ::: Damit waren beide zufrieden und sagten: „Ja!“ ::: Darauf machten sie sich alle auf den Weg zum Zimmermann. Als aber der Zimmermann schon aus weiter Ferne den Löwen mit seiner schlechten Umgebung herankommen sah, dachte er „Da stößt mir ein Mißgeschick zu!“ und stieg, so rasch er konnte, samt seiner Frau auf einen Baum. ::: Der Löwe aber, als er herangekommen war, sagte: ::: „Lieber! Warum steigst du auf einen Baum, da du mich kommen siehst? Ich bin ja dein Freund, der Löwe Vimala! Fürchte dich doch nicht!“ ::: Der Zimmermann aber, ohne seinen Platz zu verlassen, antwortete: „Weil der Schakal dir zur Seite geht und auch die scharfgeschnäbelte Krähe, drum flüchte ich den Baum aufwärts, denn die Umgebung gefällt mir nicht. Daher sage ich: ::: ``Ein König, der eine gemeine Umgebung hat, gewährt denen, die seinen Schutz gesucht haben, kein Heil.´´“::: 

Panchatantra/Book 1/Der Strandläufer und der Ozean 👂 📔 🎴

Der Strandläufer und der Ozean

In einer Gegend am Ufer des Ozeans wohnte ein Strandläuferpärchen. Da wurde im Verlauf der Zeit, nachdem die Brunstzeit gekommen war, das Weibchen trächtig. ::: Als sich nun die Brutzeit nahte, sagte sie zu dem Männchen: ::: „Höre, Geliebter! Meine Brutzeit naht heran. Laß uns deshalb einen Ort aufsuchen, wo uns kein Unglück droht, damit ich da die Eier legen kann.“ ::: Der Strandläufer sagte: ::: „Dieses Ufer des Meers ist bezaubernd. Darum brüte du nur hier.“ ::: Doch jene sagte: „Hier tritt am Tage des Vollmonds die Meeresflut über. Die reißt selbst wütende Elefantenkönige fort. Drum laß uns in der Ferne irgendeinen andern Ort aufsuchen!“ ::: Nachdem er dies gehört hatte, sagte der Strandläufer lächelnd: „Oh Liebe! Was du sagst, ziemt sich nicht. Wie groß ist denn das Meer, daß es meine Jungen verletzen könnte? Hast du denn nicht gehört: ::: ``Welcher Mensch möchte sich töricht aus freien Stücken in das Feuer stürzen, welches den Weg zu den Wolken eingeschlagen hat, rauchlos ist und immer großen Schrecken verbreitet? Wer ist so gierig, die Welt des Yama (Gott der Toten) zu sehen, und weckt den, dem Gott der Vernichtung gleichenden schlafenden Löwen, wenn er ruht, nachdem er des wütenden Elefanten triefende Schläfen zerfleischt hat? Wer steigt hinab zu Yamas Palast und fordert von selbst den Vernichter furchtlos heraus: >>Nimm hin mein Leben, wenn du irgend stark genug dazu bist!<< Welcher Mensch, wenn er der Eigenschaften Wirkung kennt, wird die Kälte durch Wasser entfernen, wenn sich mit Flöckchen von Reif gemischt der kalte Morgenwind erhebt?´´::: Darum lege nur hier ohne Zagen deine Eier! Man sagt auch: ::: ``Wer aus Furcht zu unterliegen seinen Wohnort im Stich läßt, wenn von diesem sein Weib Frucht trägt, den nennen die Weisen unfruchtbar.´´::: Und so: ::: ``Wer gequält von der Verachtung Pein, schimpflich lebt und doch leben bleibt, der sollte nie geboren werden, denn er bringt derjenigen Leid, die ihn gebar.´´“::: Indem der Strandläufer so sprach, lachte das Weibchen, welches den wahren Gehalt seiner Kraft kannte, und sagte: ::: „Wahrlich, richtig und sehr passend ist dieses: Was soll diese stolze Rede? Du machst dich zum Gespött der Leute, oh Indra unter den Vögeln! Oh Wunder! Das Häschen nimmt das Maul so voll wie ein Elefant.“ ::: Aber der Strandläufer antwortete: ::: „Was kann denn das Meer tun?“ ::: Als das Meer dies hörte, dachte es bei sich: „Sieh mir einer den Übermut dieses Vogelgezüchts! Sagt man doch mit Recht: ::: ``Durch wen wird eine selbstgeschaffene Überhebung zur Ruhe gebracht?´´::: Der Strandläufer schläft mit den Füßen aufwärts aus Furcht, daß sonst der Himmel herabbricht. Ich muß doch einmal aus Neugierde seine Macht kennenlernen! Was er wohl tun wird, wenn ich ihm die Eier wegnehme?“::: Diesen Gedanken hielt es fest. Nachdem nun die Eier gelegt waren und das Weibchen des Futters wegen sich entfernt hatte, nahm das Meer vermittelst der Flut die Eier weg. ::: Als das Weibchen zurückkam und das Nest leer fand, sprach sie jammernd zum Strandläufer: ::: „Oh du Tor! Ich hatte dir vorhergesagt, daß die Eier zur Zeit der Flut verlorengehen würden, und daß wir darum soweit als möglich weggehen sollten. Aber aus Torheit bist du übermütig geworden und tust nicht, was ich sage. ::: Sagt man ja doch mit Recht: :::``Wer nicht befolgt wohlwollender Freunde Rede, der geht zugrunde, wie die törichte Schildkröte, die vom Stock herunterfiel.´´::: Da fragte der Strandläufer: ::: „Wie war das?“, und das Weibchen erzählte:

Panchatantra/Book 1/Die unfolgsame Schildkröte 👂 📔 🎴

Die Geschichte von einer unfolgsamen Schildkröte die nicht schweigen konnte

Panchatantra/Book 1/Die drei Fische 👂 📔 🎴

Die drei Fische

 
In einem Teich wohnten drei große Fische, nämlich Anagatavidhatri („der für die Zukunft Sorge Tragende“), Pratyutpannamati („der in der Not Rat Wissende“) und Yadbhavishya („der sorglos, was kommen wird, Erwartende“). ::: Da kamen nun einst Fischer, sahen dies Wasser und sagten: ::: „Ah, der Teich ist reich an Fischen! Er ist noch nicht ein einziges Mal von uns durchsucht worden. Doch für heute haben wir genug zum Lebensunterhalt und die Dämmerung ist schon da. Drum wollen wir morgen früh zurückkehren.“ ::: Als der besorgte Anagatavidhatri diese einem Donnerschlag gleiche Rede gehört hatte, rief er alle Fische zusammen und sprach folgendes: ::: „Ach! Habt ihr gehört, was die Fischer gesagt haben? Laßt uns noch in dieser Nacht in irgendeinen benachbarten Teich gehen! Man sagt ja: :::``Schwache müssen sich wegflüchten, wenn sie ein starker Feind bedroht, oder in eine Burg einschließen, sonst ist keine Rettung für sie.´´::: Unzweifelhaft kommen diese Fischer zur Morgenzeit zurück und vernichten alle Fische. Dieses ist meine Überzeugung. Darum ist es unrecht, hier auch nur einen Augenblick zu vergeuden. Man sagt auch: ::: ``Weise, die einen Weg kennen, der Freude bringt, und führte er auch in die Fremde, die sehen niemals Vernichtung ihres Lands und Stamms.´´“::: Nachdem er dieses gehört, sprach der kluge Pratyutpannamati: ::: „Ah! Was du sagst ist wahr! Auch ich billige es. So laßt uns denn anderswo hingehen! Man sagt auch: ::: ``Elende nur und mutlose Krähen, Hirsche und Feiglinge leiden den Tod im Heimatland, weil vor der Fremde Furcht sie schreckt.´´::: Und ferner: :::``Wer allerwärts wandern kann, was will der aus Liebe zum eigenen Land verderben? «Dies ist der Born meines Erzeugers!» sprechend, trinkt brackiges Wasser die feige Memme.´´“::: Dies hörend sprach darauf laut lachend der schicksalsgläubige Yadbhavishya: ::: „Ach! Was ihr beide geraten habt, ist nicht gut. Denn wie ziemt es sich, auf ein bloßes Wort hin, diesen auf die Väter von den Großvätern übergegangenen Teich zu verlassen? Ist Vernichtung über uns verhängt, so werden wir auch sterben müssen, wenn wir wo anders hingehen. Man sagt auch: ::: ``Der Schlangen und der Nichtsnutzigen Pläne werden nicht vollendet, denn sie leben von anderer Leute Schaden: Dadurch besteht diese Welt.´´::: Darum werde ich nicht gehen. Ihr mögt tun, was euch gefällt!“ ::: Nachdem sie darauf dessen Entschluß erfahren hatten, zogen Anagatavidhatri und Pratyutpannamati mit ihrem Gefolge ab. Am folgenden Tage aber wurde dieser Teich von jenen Fischern mit Netzen durchfischt und all seiner Fische samt dem schicksalsgläubigen Yadbhavishya beraubt. 

Panchatantra/Book 1/Der Bund der Schwachen gegen den Elefanten 👂 📔 🎴

Der Bund der Schwachen gegen den Elefanten:::

In einer Waldgegend wohnte ein Sperlingspaar, welches auf einem Tamala-Baum sein Nest gebaut hatte, und im Laufe der Zeit ward ihm Nachkommenschaft zuteil. ::: Eines Tages kam ein brünstiger Waldelefant, von Hitze gequält, zu diesem Baum, um Schatten zu suchen. Da riß er im Übermaß seiner Wut mit der Spitze seines Rüssels an dem Zweig, auf welchem die Sperlinge hausten und zerbrach ihn. ::: Durch dessen Bruch zerschellten auch alle Eier des Sperlingsweibchens und wenig fehlte, daß auch die beiden Sperlinge ihr Leben dabei eingebüßt hätten. Das Weibchen aber, von Schmerz über die Zerstörung seiner Eier überwältigt, brach in Klagen aus und wurde gar nicht wieder vergnügt. ::: Mittlerweile hörte ein Vogel, Baumhacker mit Namen, der ihr aufs höchste befreundet war, ihren Jammer, und aus Mitleid mit ihrem Schmerz besuchte er sie und sagte: ::: „Ehrwürdige! Wozu das vergebliche Klagen? Denn man sagt ja: :::`` Was verloren, versäumt oder tot ist, beklagen die Klugen nimmermehr. Durch dieses gerade sind Kluge verschieden von den Törichten.´´::: Und so: :::``Um Wesen soll man nicht klagen, nur wer ein Tor ist beklagt sie, denn er schafft sich Schmerzen auf Schmerzen und leidet doppelt Mißgeschick.´´::: Und ferner: :::``Der Verwandten Schleim und Tränen genießt ungern der Tote nur: Drum nicht geweint!´´::: Vollzieh aber die Totenbräuche soweit du kannst.“ :::Das Sperlingsweibchen sagte: ::: „Das ist wahr! Aber warum hat jener böse Elefant aus Wut meine Nachkommenschaft vernichtet? Wenn du in Wahrheit mein Freund bist, so sinne auf ein Mittel, diesem Auswurf von Elefanten den Tod zu bereiten, damit nach dessen Vollendung der Schmerz um den Verlust meiner Nachkommenschaft aufhöre. ::: Man sagt ja: Fürwahr! :::``Zum zweiten Mal geboren ist der Mann, der vergolten hat dem, der im Unglück ihm Hilfe oder auch Spott geboten hat.´´“ ::: Der Baumhacker sagte: ::: „Du sagst die Wahrheit. Es heißt auch: ::: ``Ein Freund ist, wer treu im Unglück bleibt; auch wenn er zu fremdem Stamm gehört; denn im Glücke ist jedweder jeglichen Geschöpfes Freund.´´::: Und so: ::: ``Ein Freund ist, wer im Unglück Freund ist; ein Sohn ist, welcher Sühne schafft; ein Diener ist, wer seine Pflicht kennt; und eine Gattin ist, die glücklich macht.´´::: So lerne denn die Macht meines Verstandes kennen! Ich habe aber auch noch einen Freund, eine Fliege mit Namen Vinarava („wie eine Leier tönend“). Zu der gehe ich und rufe sie zu Hilfe, damit dieser übelgesinnte Elefant getötet wird.“ ::: Darauf ging er mit dem Sperlingsweibchen zur Fliege und sagte: ::: „Liebe! Dieses Sperlingsweibchen, meine Freundin, ist von einem bösen Elefanten schwer verletzt worden, weil er all ihre Eier zerbrochen hat. Ich will nun versuchen, ihn zu töten, und dabei sollst du mir Beistand leisten!“::: Die Fliege aber antwortete: ::: „Liebe! Wozu bedarf es bei dieser Sache vieler Worte? Denn man sagt auch: :::``Um der Wiedervergeltung willen erweisen sich Freunde Liebes; was aber von des Freundes Freunde geschieht, tut das der Freund nicht selbst?´´::: Das ist wahr! Aber auch ich habe einen sehr treuen Freund, einen Frosch namens Meghanada („wie eine Wolke tönend“). ::: Auch den wollen wir zu Hilfe rufen und dann tun, was dienlich ist. Es heißt auch: Von Guten, Tugendhaften, Weisen, der heiligen Schriften Kundigen oder Klugen erdachte Ratschläge gelten nimmer für zweifelhaft.“ ::: Darauf gingen sie alle drei zu Meghanada und teilten ihm die ganze Angelegenheit mit. Dieser aber sagte: ::: „Wie groß ist denn ein solch elender Elefant im Vergleich zu einem Edlen, welcher heftig erzürnt ist? Drum laßt uns meinen Rat ausführen. ::: Du, Fliege, geh um Mittag und mach im Ohren dieses vor Wut aufgeblähten Elefanten ein Geräusch, ähnlich den Tönen einer Leier, damit er vor Wollust über den Ohrenschmaus die Augen schließt. ::: Alsdann hackt ihn Baumhacker mit seinem Schnabel die Augen aus. Blind und von Durst gequält, hört er dann mein und meines Gefolges Gequake, während wir uns auf den Rand einer Grube setzen. ::: Er kommt heran, meinend es wäre da ein Teich, nähert sich der Grube, fällt hinein und kommt ums Leben. So müssen wir in Einverständnis wirken, damit unser Haß von Erfolg gekrönt wird.“ ::: Nachdem dies darauf geschah, schloß der Elefant vor Vergnügen am Gesang der Fliege die Augen, verlor das Gesicht durch den Baumhacker, und indem er um die Mittagszeit von Durst gequält umherirrte, folgte er dem Gequake der Frösche, kam zu einer großen Grube, fiel hinein und starb. ::: - Daher sage ich: ::: ``Von dem Sperling und Baumhacker, der Fliege und dem Frosch wird durch die Feindschaft eines Edlen sogar ein Elefant zu Tode gebracht.´´“::: 

Der Strandläufer sagte:  „Liebe, so soll es geschehen! Mit Hilfe aller meiner Freunde werde ich das Meer austrocknen.“ Nachdem er dies beschlossen hatte, rief er alle Vögel, die Kraniche, Störche, Gänse, Pfauen und so weiter zusammen und sprach: „Hört! Ich bin vom Meer schwer verletzt worden, weil es mir meine Eier geraubt hat. Drum laßt uns ein Mittel ersinnen, es auszutrocknen!“ Darauf fingen sie alle an, um seinem Leid abzuhelfen, mit den Flügeln das Meer zu schlagen. Da sprach ein Vogel: „Auf diese Art werden unsere Wünsche nicht erreicht. Sollen wir das Meer mit Erdklumpen und Staub ausfüllen?“ Nachdem dies gesagt war, nahmen alle zusammen Häufchen von Staub und Erde in die Höhlungen ihrer Schnäbel und machten sich daran, das Meer auszufüllen. Da sagte aber ein anderer: „Wir sind ganz und gar unfähig zu einem Kampf mit dem großen Ozean. Deswegen will ich hier raten, was der Zeit angemessen ist. Es gibt einen alten Schwan, welcher auf einem wilden Feigenbaum nistet, der wird uns, wenn wir ihn bitten, einen guten Rat geben. Wir wollen also zu ihm gehen und ihn fragen! Es heißt auch: Man soll der Alten Wort hören, Vielerfahrene sind wahrhaft alt; und des Alten Witz befreite eine im Wald gefangene Schwäneschar.“ Da fragten die Vögel „Wie war das?“, und jener sprach:

Panchatantra/Book 1/Ein alter Schwan rettet eine gefangene Schwäneschar 👂 📔 🎴

Ein alter Schwan rettet eine gefangene Schwäneschar:::

In einer gewissen Waldgegend war ein Feigenbaum namens Mahasakha (“große Zweige“), darauf wohnte eine Schar Schwäne. Unter diesem Feigenbaum aber erschien ein Schlinggewächs mit Namen Kausakhi („schlechte Zweige“). ::: Darauf sagte der alte Schwan: ::: „Das Schlinggewächs, welches an diesem Baum heranwächst, ist für uns sehr gefährlich. Mit Hilfe desselben kann einer einmal heraufsteigen und uns umbringen. Schaffet dies Schlinggewächs weg, so lange es noch mit Leichtigkeit zu zerstören ist!“ ::: Sie aber ließen seine Rede unbeachtet und zerstörten das Schlinggewächs nicht. So wuchs denn das Schlinggewächs im Fortgang der Zeit an dem Baum hinauf. ::: Als die Schwäne nun einst ausgeflogen waren, um sich Futter zu suchen, stieg ein Vogelsteller, das Schlinggewächs als Leiter benutzend, auf den Feigenbaum, legte Fallen in die Nester der Schwäne und kehrte dann nach Hause zurück. ::: Als aber die Schwäne ihren Ausflug nach Futter vollendet hatten und in der Nacht zurückkehrten, da wurden sie alle in den Schlingen gefangen. Da sprach der alte Schwan: ::: „Diese unglückliche Gefangenschaft in den Netzen ist uns zugestoßen, weil ihr gehandelt habt, ohne auf meine Rede zu achten. So sind wir nun alle verloren!“ ::: Darauf sagten die Schwäne zu ihm: ::: „Ehrwürdiger! Was ist unter diesen Umständen zu tun?“  ::: Er aber sprach: ::: „Wenn ihr mir diesmal folgen wollt, so stellt euch, wenn der Vogelsteller kommt, als wäret ihr tot. ::: Wenn aber dann der Vogelsteller, indem er denkt >>Sie sind schon tot!<< euch alle zusammen auf die Erde wirft, so müssen alle zusammen, nachdem sie hingeworfen sind, nachher in einem und demselben Augenblick in die Höhe fliegen.“ ::: Nachdem nun der Morgen angebrochen war, kam der Vogelsteller, und wie er nachsieht, sind sie alle zusammen tot. ::: Darauf löste er sie alle unbesorgten Sinnes der Reihe nach aus dem Netz und warf sie auf die Erde. Wie sie ihn nun mit Herabklettern beschäftigt sahen, flogen sie, dem vom alten Schwan gegebenen Rat gemäß, alle zusammen in einem und demselben Augenblick in die Höhe. ::: - Daher sage ich: :::``Man soll der Alten Wort hören, Vielerfahrene sind wahrhaft alt; und des Alten Witz befreit eine im Wald gefangene Schwäneschar.´´“::: Und nachdem diese Geschichte erzählt war, gingen alle diese Vögel zu dem alten Schwan und taten ihm den Schmerz über den Raub der Jungen kund. Darauf sprach der alte Schwan: :::„Der Schwache, der vor Stolz töricht einen übergewaltigen Feind bekämpft, der kehrt zurück wie ein Elefant mit zerbrochenem Zahn. Unser aller Vögel König ist der große Garuda. Laßt uns ihm nun diese ganze verächtliche Behandlung kundtun, damit er erzürnt über die Verachtung seines Geschlechts in Kummer gerate, oder vielleicht auch seinen Stolz zeige. Aber auch das schadet nichts. Denn man sagt auch: Wer einem unzweideutigen Freund, einem tugendhaften Knecht, einer treuergebenen Gattin oder einem wohlgesinnten Herrn seinen Kummer klagt, wird froh.“::: Nachdem so geschehen, gingen alle diese Vögel mit betrübtem Gesicht, die Augen voll Tränen und mit jämmerlichem Geschrei zum Vogel Garuda und fingen an zu zürnen: ::: „Ach, diese Gottlosigkeit! Diese Gottlosigkeit! Während du unser Gebieter bist, sind vom Meer diesem redlichen Strandläufer seine Eier geraubt worden. So ist es denn jetzt aus mit dem Geschlecht der Vögel! Auch alle anderen werden uns wie das Meer vernichten, sobald sie Lust haben. Man sagt auch: :::``So wie er es von dem einen sieht, so tut auch der andere Böses: Die Welt tut nach, was einer vortut; nie schert sie sich um das was recht ist.´´::: Und so: :::``Gegen Betrüger, Nichtswürdige, Diebe, Mörder und ähnliche muß man die Untergebenen schützen, sowie gegen in Trug sich Hüllende.´´::: Und ferner: ::: ``Wer seine Untertanen schützt, gewinnt ihrer Tugend sechsten Teil. Wenn er sie aber nicht schützt, trägt er ein Sechstel ihrer Schuld. ::: Aus des Untertans Leidflammen erhebt sich der Feuergott und ruht nicht eher, bis er gänzlich des Königs Glück und Haus und Leib verbrannt hat. Der König ist Auge den Augenlosen und Blutsfreund den Freundelosen, der König ist Vater und Mutter allen rechtschaffen Wandelnden. ::: Ein König, der nach Frucht strebt, pflege die Welten eifrig mit Spende und Ehre, wie die Gärtner ihre Schößlinge mit Wasser. ::: Gleichwie ein zarter Baumschößling, wenn er mit Sorgfalt gepflegt wird, Früchte zu seiner Zeit spendet, so auch die Welt, wenn sie gut regiert wird. Gold, Getreide und Juwelen, Roß und Wagen mancher Art und so auch, was sie sonst haben, kommt den Königen vom Untertan.´´“::: Nachdem aber Garuda dieses gehört hatte, fühlte er Mitleid mit dem Schmerz der Strandläufer, wurde von Zorn ergriffen und dachte: ::: „Ha! Was diese Vögel sagen, ist wahr! So laßt uns denn sogleich gehen und das Meer austrocknen!“ ::: Doch während er so dachte, kam der Bote des Vishnu zu ihm und sagte: ::: „He, Garuda! Der erhabene Narayana schickt mich zu dir. Der Erhabene will nach Amaravati gehen, um die Angelegenheiten der Götter zu besorgen. Deshalb komm eilig zu ihm!“ ::: Nachdem er dies gehört, sagte Garuda voll Empfindlichkeit zu ihm: ::: „Ach, Bote! Wie kann ich, ein verächtlicher Knecht, dem Erhabenen dienen? Geh deshalb und sprich zu ihm: «Es möge ein anderer Diener statt meiner zu seinem Träger gemacht werden.» Ich lasse mich dem Erhabenen empfehlen.“ ::: Der Bote sagte: ::: „Oh Sproß der Vinata! Noch niemals hast du etwas Derartiges zu dem Erhabenen gesagt. Sag an! Hat dich der Erhabene etwa geringschätzig behandelt?“ ::: Da antwortete Garuda: :::„Von dem Meer, welches des Erhabenen Ruhestätte bildet, sind meinem Diener, dem Strandläufer, seine Eier geraubt worden. ::: Wenn er dieses nun nicht bestraft, so bin ich nicht länger des Erhabenen Diener. Diesen meinen Entschluß mögest du vermelden. Darum gehe so rasch als möglich hin zu dem Erhabenen!“ ::: Als der Erhabene darauf aus dem Munde seines Boten erfuhr, daß der Sproß der Vinata aus Liebe erzürnt sei, so dachte er: ::: „Der Zorn des Garuda ist gerecht. Deswegen will ich selbst gehen, ihn unter Achtungserweisung ermahnen und ihn holen. Man sagt auch: ::: ``Einen guten und starken Diener von hohem Haus verachte nicht! Wie einen Sohn sollst du ihn lieben, wünschst du dir selber Wohlergehen.´´::: Und ferner: :::``Der Fürst, der mit den Dienern zufrieden ist, gibt ihnen Ehre allein zum Lohn. Sie aber bringen für bloße Ehre selbst ihr Leben zum Danke dar.´´“::: Nachdem er diese Betrachtung angestellt hatte, ging er eilig nach Rukmapura („Goldstadt“) zum Sproß der Vinata. Dieser aber, da er den Erhabenen zu seinem Hause kommen sah, senkte vor Scham das Gesicht zu Boden, verbeugte sich und sagte: ::: "Oh Erhabener! Siehe: Das Meer, welches übermütig ist, weil es deine Ruhestätte bildet, hat meinem Diener seine Eier geraubt und mich damit geringschätzig behandelt. ::: Aus Scheu vor dem Erhabenen habe ich gezögert, sonst würde ich es noch heute austrocknen. Denn man sagt auch: :::``Eine Handlung, die des Gebieters Herz beleidigt oder quält, die tun treue Dienstleute nie und ging es auch ans Leben.“ ::: Nachdem er dies gehört, sagte der Erhabene: ::: „Oh Sohn der Vinata! Was du gesagt hast, ist wahr. Denn man sagt auch: :::``Strafe, die eines Knechts Fehler hervorruft, trifft zugleich den Herrn; denn die Schande, die sie bringet, fällt mehr auf ihn als auf den Knecht. ::: Darum komm, damit wir dem Meer die Eier wieder abnehmen, sie dem Strandläufer bringen und dann nach Amaravati gehen!“ ::: Nachdem so geschehen, sprach er, den feurigen Pfeil auf den Bogen legend, drohend zum Meere: ::: „Ha, du Bösewicht! Gib dem Strandläufer seine Eier heraus! Wo nicht, so trockne ich dich aus.“ ::: Darauf geriet das Meer in Furcht und gab dem Strandläufer seine Eier zurück. Dieser aber händigte sie seinem Weibchen aus. - Daher sage ich: :::``Wer nicht des Feindes Kraft kennt und dennoch den Kampf mit ihm beginnt, der wird gedemütigt, wie der Ozean vom Strandläufer.“ ::: 

Nachdem Sanjivaka dieses gehört hatte, fragte er ihn weiter: „Höre Freund! Woran kann ich erkennen, daß der Löwe böse Gesinnungen gegen mich hegt? So lange Zeit bin ich von ihm stets mit zunehmender Liebe und Gunst behandelt worden und habe niemals eine Änderung an ihm erblickt. Drum sag es, damit ich meiner eigenen Rettung wegen mich erhebe, um ihn zu töten.“ Damanaka antwortete: „Lieber! Was ist da zu erkennen? Folgendes wird dich überzeugen: Wenn, sobald er dich erblickt, seine Augen sich röten, er die Augenbrauen zusammenzieht, so daß sie einen Dreizack bilden, und seine Mundwinkel mit der Zunge beleckt, dann ist er bösgesinnt, sonst ist er gnädig. Jetzt entlaß mich, ich gehe nach meinem Hause zurück. Du trag Sorge, daß der Beschluß nicht verraten wird! Wenn du, sobald es Nacht wird, gehen kannst, so solltest du das Land verlassen. Ansonsten mußt du dich durch Schmeicheln, Verrat, Bestechung, Gewalt oder anderes retten. Denn man sagt auch: Sogar durch Weib und Kind schützt sein Leben der Verständige: Bleibt ihm nur das Leben, so fällt ihm alles andere wieder zu. Und so: Durch jedes mögliche Mittel, sei es recht oder ungerecht, rette der Schwache sein Leben! Der Starke wandle nach dem Recht. Wer betört zwischen Leben- und Geldverlust hin- und herschwankt, dem kommt das Leben abhanden, und mit dem ist auch jenes hin.“ Nachdem er so gesprochen, ging Damanaka zu Karataka. Karataka aber, als er ihn erblickt hatte fragte: „Lieber! Was hast du durch deinen Weg dahin ausgerichtet?“ Damanaka antwortete: „Ich habe fürs erste nur den Samen zur Intrige ausgesät. Das Weitre hängt nun vom Gang des Schicksals ab. Man sagt auch: Selbst wenn das Schicksal ungünstig ist, erfülle der Weise seine Pflicht, damit er frei von Schuld bleibe und seinen Geist kräftig halte.“ Karataka sagte: „So sage denn, was für einen Samen der Intrige du ausgesät hast?“ Jener antwortete: „Ich habe durch lügnerische Reden zwischen beiden solches Mißtrauen gegeneinander erweckt, daß du sie nie mehr an einer Stelle stehend miteinander ratschlagen sehen wirst.“ Karataka sagte: „Ach! Du hast nicht recht getan, daß du diese beiden, deren Herz in wechselseitiger Liebe schwamm, und die in Freude hausten, in das Meer des Zorns geschleudert hast. Man sagt auch: Wer einen glücklichen Harmlosen in die Straße des Unglücks treibt, der wird in allen Wiedergeburten unzweifelhaft unglücklich sein. Ferner ist es auch nicht recht, daß du nur an Zwietracht Vergnügen findest. Denn Böses zu tun, ist jedermann fähig, nicht aber Gutes. Man sagt auch: Der Neider kann eines anderen Werk verderben, aber fördern kann er es nicht: Auch der Sturm kann den Baum fällen, doch ihn aufrichten nimmermehr.“ Doch Damanaka sagte: „Ach! Du kennst die Gebote der Lebensklugheit nicht, darum sprichst du so. Es heißt auch: Wer sein Wohl wünscht, soll nie den Feind übersehen, der sich erheben will. Denn wie die Weisen es gelehrt haben, sind Feind und Krankheit von gleicher Art. Jener ist nun unser Feind, da er uns unsere Ministerstelle geraubt hat. Es heißt auch: Wer eines anderen erbliche Stellung ihm abgewinnen will, ist sein natürlicher Gegner. Man rotte ihn aus, auch wenn man ihn liebt. Seit er von mir aus Unbedachtsamkeit vermittelst des Versprechens der Sicherheit herbeigeführt wurde, bin ich durch ihn aus meiner Ministerstellung verdrängt worden. Sagt man ja doch mit Recht: Wenn der Gute dem Bösewicht Eingang in sein Gebiet erlaubt, dann ist dieser, sobald er will, mächtig zu jenes Untergang. Darum gestatte der Verständige niemals dem Gemeinen Raum: Hier gilt wie es im Sprichwort heißt: «Der Ehebrecher wird Hausherr selbst.» Deswegen habe ich dieses eingefädelt, um ihn zu verderben, damit er das Land verläßt oder umkommt. Und dieses soll niemand außer dir erfahren! So wurde dieses von mir mit Recht zum eignen Vorteil unternommen. Denn es heißt auch: Mache das Herz erbarmungslos, die Stimme aber wie Zucker süß, laß jeglichen Zweifel fahren und töte, wer dir Böses tut. Außerdem wird dieser Sanjivaka, sobald er getötet ist, uns auch zum Essen dienen. Das ist zunächst ein Vorteil der Feindschaft. Alsdann wird uns auch das Ministerium und Wohlsein zuteil. Da uns nun dieses dreifache Gut bevorsteht, wie kannst du mir Dummheit vorwerfen? Denn man sagt auch: Der Weise wäre unsinnig, welcher nicht wie Chaturaka schmauste, wenn er dem Feind Leiden, sich selber aber Vorteil schaffen kann.“ Da fragte Karataka „Wie war das?“, und jener erzählte:

Panchatantra/Book 1/Der listige Schakal 👂 📔 🎴

Der listige Schakal:::

In einer gewissen Waldgegend wohnte einmal ein Löwe namens Vajradanshtra („Zähne wie Diamant“). Dieser hatte zwei Diener, welche ihn stets begleiteten und mit ihm in diesem Walde wohnten, einen Schakal Chaturaka („verschlagen“) und einen Wolf, Kravyamukha („Fleischmaul“) mit Namen. ::: Eines Tages aber begegnete der Löwe einmal einem weiblichen Kamel, welches dem Gebären nah durch seine Geburtswehen von der Herde abgekommen war und sich im Walde niedergesetzt hatte. ::: Nachdem er es nun getötet und ihm den Bauch aufgerissen hatte, kam ein lebendiges kleines Kameljunges heraus. ::: Der Löwe sättigte sich vollständig an dem Fleisch des Kamelweibchens. Das junge verlassene Kamelchen aber führte er aus Mitleid nach seinem Hause und sprach zu ihm: ::: „Mein Liebes! Weder von mir noch von einem anderen hast du den Tod zu befürchten, drum schweife nach deinem Belieben in diesem Wald mit Chaturaka und Kravyamukha vergnügt umher! Da deine Ohren wie ein Spieß aussehen, so sollst du den Namen Sankukarna („Ohren wie Spieße“) führen.“ ::: Nachdem so geschehen, brachten alle vier ihre Zeit damit zu, daß sie an einem und demselben Ort spazierengingen und das Vergnügen der mannigfachsten Unterhaltung miteinander genossen.::: Sankukarna aber, nachdem er zum Jünglingsalter herangewachsen war, verließ den Löwen auch nicht einen Augenblick. Da hatte nun der Löwe einst einen Kampf mit einem wütenden Elefanten zu bestehen. ::: Durch diesen wurde er infolge der Kraft seiner Wut durch Stöße mit dem Stoßzahn am Körper so sehr verwundet, daß wenig fehlte, daß er das Unglück gehabt hätte, getötet zu werden. ::: Als er sich darauf mit seinem von Stößen entkräfteten Körper nicht rühren konnte, da sprach er mit von Hunger abgezehrter Kehle: ::: „Ach! Sucht irgendein Tier, damit ich, obgleich ich mich in diesem Zustand befinde, es töte und von mir und euch den Hunger abwende.“ ::: Nachdem sie dies gehört, irrten sie alle drei im Wald bis zur Dämmerung umher, trafen aber gar kein Tier an. Da dachte der Schakal Chaturaka: :::„Wenn dieses Kamel Sankukarna umgebracht wird, dann haben alle auf einige Tage Nahrung. Aber der Herr wird ihn aus Freundschaft und weil er sein Schützling ist, nicht umbringen. Ich werde jedoch durch die Macht meiner Klugheit des Herrn Gedanken lenken, und bewirken, daß er ihn tötet. ::: Denn es heißt auch: Nichts gibt es in der Welt, das nicht vernichtbar, erreichbar und ausführbar für den Verstand Verstandvoller ist; darum strenge man diesen an!“ ::: Nachdem er so überlegt hatte, sagte er zum Kamel Folgendes: ::: „He! Sankukarna! Der Herr wird, wenn er keine nahrhafte Speise erhält, doch gewaltig von Hunger gepeinigt. Wenn der Herr weg ist, so trifft auch uns selbst Verderben. ::: Darum will ich um des Herrn willen ein Wörtchen sprechen. Hör an!“ Und das Kamel sagte: ::: „Oh Lieber! Tu es mir so schnell als möglich kund, damit ich, ohne mich zu besinnen, dein Geheiß ausführe. Wenn ich dem Herrn etwas Gutes erweise, so habe ich ja hundert gute Werke damit verrichtet.“ ::: Da sprach der Schakal: ::: „Strecke dem Herrn deinen Körper vor, unter der Bedingung, ihn doppelt zurückzuerhalten, so daß dir ein doppelter Leib zuteil wird, der Herr aber ein Mittel gewinnt, sein Leben zu erhalten.“ ::: Nachdem es dies gehört, sagte das Kamel: ::: „Lieber! Wenn du so meinst, so ist dies ja gerade mein Vorteil. Man sage also dem Herrn, daß ebendieses getan werden möge. Doch muß ich in dieser Sache Dharma, den Gott der Gerechtigkeit, als Bürgen fordern.“ ::: Nachdem dieser Beschluß gefaßt war, gingen sie alle zusammen zum Löwen. Darauf sagte der Schakal: ::: „Majestät! Kein einziges Tier ist heute gefangen worden, und die erhabene Sonne ist bereits untergegangen. Wenn du jedoch des Sankukarna Leib verdoppelt zurückzahlen willst und den Gott der Gerechtigkeit zum Bürgen gibst, so überliefert er dir denselben.“ ::: Der Löwe sagte: ::: „Wenn dem so ist, so ist das sehr schön. Der Gott der Gerechtigkeit soll zum Bürgen dieses Handels gemacht werden.“ ::: Darauf wurde unmittelbar nach des Löwen Rede dem Kamel vom Wolf und Schakal der Bauch aufgerissen, so daß er starb. Alsdann sprach der Löwe zum Schakal: ::: „Hör Chaturaka! Halte sorgfältig hier Wacht, bis ich, nachdem ich zum Fluß gegangen bin, gebadet habe und nach Verrichtung meiner Andacht zurückkehre.“ ::: Nachdem er so gesprochen, ging er zum Fluß. Als er nun weg war, dachte Chaturaka: ::: „Wie kann ich es machen, daß ich dieses Kamel allein zu essen bekomme?“ ::: Nachdem er so überlegt, sprach er zum Wolf: ::: „Hör! Du bist hungrig, drum iß, solang der Herr noch nicht zurückkehrt, vom Fleisch dieses Kamels. Ich werde dich vor dem Herrn für unschuldig erklären.“ ::: Als jener aber, nachdem er dies gehört, kaum ein bißchen Fleisch gekostet hatte, rief ihm Chaturaka zu: ::: „He! He! Kravyamukha! Der Herr kommt zurück! Laß also ab davon und stelle dich weit weg, damit er nicht merkt, daß davon gegessen wurde.“ ::: Nachdem so geschehen war, kam der Löwe herbei. Wie er das Kamel sieht, so war das Herz desselben weg. ::: Da zog er die Augenbrauen zusammen und sagte mit großer Heftigkeit: ::: „Ha! Wer hat gemacht, daß das Kamel zu einem Überbleibsel geworden ist? Sag an, damit ich auch den umbringe.“ ::: Nachdem dies gesagt war, blickte Kravyamukha nach Chaturakas Mund, er wollte damit natürlich sagen: ::: „Sprich doch etwas, damit ich gerettet werde!“ ::: Der Schakal aber sagte spottend: ::: „He! Nachdem du vor meinen Augen das Herz des Kamels gefressen hast, siehst du jetzt nach meinem Mund. So koste denn die Frucht des Baums deines schlechten Benehmens!“ ::: Nachdem er dies gehört, ging Kravyamukha aus Furcht um sein Leben nach einem anderen Land, um niemals wieder zurückzukehren; der Löwe aber blieb da. ::: Mittlerweile kam durch des Schicksals Fügung auf ebendiesem Wege eine große mit Lasten beladene Kamelkarawane. Am Hals des an der Spitze gehenden Kameles war eine große Glocke befestigt. Deren Ton hörte der Löwe schon aus der Ferne und sprach zu Chaturaka: ::: „Lieber! Sieh doch nach, warum sich dieser schreckliche, nie vorher gehörte Ton hören läßt!“ ::: Nachdem er dies gehört, ging der Schakal ein wenig in das Innere des Waldes, kam dann eilig zurück und sagte voll Furcht: ::: „Herr! Mach dich fort! Mach dich fort, wenn du gehen kannst!“ ::: Dieser sprach: „Lieber! Warum erschreckst du mich so? Sprich doch, was ist es?“ ::: Chaturaka sagte: „Oh Herr! Es ist der König der Gerechtigkeit, welcher gegen dich erzürnt ist. Er sagt natürlich: «Mein Kamel ist von ihm, nachdem er mich zum Bürgen gegeben hat, vor der ihm bestimmten Zeit umgebracht! Darum will ich mein Kamel tausendfältig von ihm nehmen.» ::: Nachdem er dies beschlossen, hat er einen großen Kamelschmuck genommen und an den Hals des an der Spitze gehenden Kamels befestigt und kommt nun zugleich mit dem Vater und den Ahnen, welche zu dem getöteten Kamel gehören, um Wiedervergeltung zu üben.“ ::: Der Löwe aber, da er dies alles aus der Ferne erblickte, ließ das tote Kamel im Stich und machte sich aus Furcht für sein Leben auf und davon. ::: Chaturaka aber fraß in aller Muße das Fleisch des Kamels auf.  - Darum sage ich: :::``Der Weise wäre unsinnig, welcher nicht, wie Chaturaka schmauste, wenn er dem Feind Leiden, sich selber aber Vorteil verschaffen kann.´´::: Als aber Damanaka (der ehrgeizige Schakal) weggegangen war, überlegte der Stier Sanjivaka: ::: „Was habe ich getan?! Ich, ein grasfressendes Geschöpf, habe Freundschaft mit einem fleischfressenden geschlossen?! Sagt man denn nicht mit Recht: :::``Der naht sich Unnahbarem, der nicht zu Ehrende verehrt! Er zieht sich den Tod selber zu, wie ein Maultier, das schwanger wird.´´::: - Was soll ich nun tun? Wohin soll ich gehen? Wie kann ich mich retten? Oder sollte ich wohl zum Löwenkönig Pingalaka selbst gehen? Vielleicht verschont er mich, wenn ich mich in seinen Schutz begebe, und raubt mir nicht das Leben...? Denn man sagt auch: ::: ``Wenn denen selbst, die redlich streben, des Schicksals Fügung irgendein Unglück schickt, dann sollen Weise, dieses zu beenden, mit ganz besonderer Einsicht handeln.´´::: Denn in der ganzen Welt gilt dieses Sprichwort: ``Dem Feuergebrannten ist ein Tropfen Feuer ein Mittel, das Hilfe bringt.´´::: Und so: ::: ``Trifft doch in der Welt - und daran gibt es keinen Grund zu zweifeln - die das Beste tuenden Geschöpfe - welche stets erlangen, was aus den eigenen Taten reift - Glück und Unglück, wie es sie von selbst treffen muß, weil sie es in einem früheren Leib erworben haben.´´ ::: Wenn ich also auch wo anders hingehe, wird mir doch der Tod durch ein böses fleischfressendes Tier zuteil werden. Darum ist es besser, es geschieht durch den Löwen. Es heißt auch: :::``Wenn einer mit Gewaltigen kämpft, ist selbst sein Unglück ehrenvoll´´.::: Preiswürdig ist des Elefanten Zahnbruch, wenn er den Berg zerriß. Und so: :::``Durch Mächtige Untergang leidend, gelangt selbst der Niedere zu Ruhm, wie die Biene, die gierig nach dem Brunstsaft durch den Schlag des Elefantenohres stirbt.´´“::: Nachdem er sich so entschlossen hatte, machte er sich schwankenden Ganges Schritt vor Schritt auf den Weg, und als er des Löwen Wohnung sah, sprach er: ::: „Ach! Mit Recht sagt man auch Folgendes: :::``Wie in ein Haus, in welchem Schlangen nisten, wie in einen Wald, der von Raubtieren angefüllt ist, wie in einen schönen, lotusschattenreichen, doch untiervollen See, so taucht man in eines Königs Palast, der von vielen Bösen, Lügnerischen, Gemeinen und Unwürdigen strotzt, wie in einen Ozean voll Furcht und Sorgen.´´“::: Indem er so sprach, sah er den Pingalaka in der von Damanaka beschriebenen Gestalt: erschrocken und seinen Körper deckend, setzte er sich so fern als möglich nieder, ohne seine Verehrung zu bezeigen. ::: Pingalaka andrerseits, da er die ihm von Damanaka vorausgesagte Haltung erblickte, stürzte sich voll Zorn auf ihn. Sanjivaka jedoch, dessen Leib von Pingalakas scharfen Klauen zerrissen wurde, riß diesem mit seinem Rücken und seinen Hörnern den Bauch auf und machte sich mit Mühe von ihm los. ::: Dann stellte er sich nochmals zum Kampf und suchte ihn mit seinen Hörnern zu töten. Als nun Karataka diese beiden Blutbefleckten sah, die wie rotblühende Büsche erschienen, einer nach des anderen Mord begierig, da sprach er vorwurfsvoll zu Damanaka: ::: „Ach! Du Törichter! Daß du Feindschaft zwischen beide gesät hast, das war nicht gut getan! Denn durch dich ist nun dieser ganze Wald in Schrecken gesetzt. ::: So kennst du die wahre Lebensweisheit nicht. Die der Lebensweisheit Kundigen haben gesagt: :::``Diejenigen, welche die Taten, die mit der allerhöchsten Strenge gestraft zu werden verdienten und mit Mühe zum Heil gewendet werden können, durch Liebe und Freundlichkeit ausgleichen, die sind wahrhaftige Räte und der Lebensweisheit kundig. Die aber, welche wider die Ordnung, unbedeutende und geringe Strafe verdienende Taten mit den schwersten Strafen verfolgen, durch deren unpolitisches Benehmen wird des Königs Wohl aufs Spiel gesetzt. ´´::: Wenn nun der Herr verletzt wird, wie steht's dann mit der Weisheit deines Rats? Oder Sanjivaka wird nicht getötet...:::  Auch das darf nicht geschehen; da diese Lebensgefahr des Herrn seinen Tod zur Folge haben muß. Drum, du Tor! Wie kannst du die Stelle eines Ministers begehren? ::: Du verstehst nicht die Kunst, etwas friedlich zum Ziel zu führen. Drum ist dieser Wunsch von dir, der du harte Strafen liebst, höchst eitel. Es heißt auch nach Gottes Wort: ::: ``Sanftmut ist der Klugheit Anfang, und Strafe ist ihr Ende; denn Strafe ist das Schlimmste von allen; drum vermeide, sie zu verhängen!´´::: Und so: ``Da, wo Sanftmut zum Ziel führt, da braucht der Weise keine Strafe. Wenn die Gelbsucht durch Zucker geheilt wird, wozu bedarf es Gift?´´::: Und so: ``Ein Werk wird von den Werkkundigen zuerst mit Sanftmut angefaßt; denn sanft vollzogene Anordnung führt nimmer zu Mißgeschick.´´::: Und ferner: ``Weder durch Zaubermittel noch durch Mond, Sonne oder Feuer - nur durch Sanftmut wird die durch Feinde entstandene Finsternis vernichtet.´´::: Wenn du also nach der Stelle des Ministers begehrst, so ist das unangemessen, da du nicht weißt, was ein Minister zu tun hat. ::: Denn fünffacher Art ist die Kunst des Rats, nämlich Mittel und Geschäfte zu beginnen; Erwerbung menschlicher Güter; richtige Einteilung von Ort und Zeit; Vorbeugen gegen Unglücksfälle und Erreichung des Bezweckten. ::: Jetzt tritt hier notwendig ein Unglück des Herrn oder des Ministers, oder auch aller beider ein. Wenn du also irgendetwas vermagst, so denke an ein Mittel, diesem Unglück vorzubeugen. ::: Denn wo Zwieträchtiges zu versöhnen ist, da erprobt sich die Weisheit der Räte. Aber das zu tun, du Unwissender! bist du nicht fähig, weil dein Verstand ein verkehrter ist. ::: Es heißt auch: ``Der Schlechte kann das Werk anderer zerstören, doch fördern kann er es nicht: Wohl kann die Maus den Speisekorb umwerfen, doch aufheben kann sie ihn nicht.´´::: Doch ist dies vielleicht nicht deine Schuld, sondern die des Herrn, welcher dir Schwachsinnigem Glauben schenkt. Es heißt auch: :::``Die Königsschar, welche gemeinen Leuten folgt, und den Pfad nicht geht, welchen der Weise ihnen zeigt, verstrickt sich mit ihren Geschäften in einen Sack, der rings umschränkt, nur schwierigen Weg zur Rückkehr bietet.´´::: Wenn du also sein Minister werden wirst, so wird kein einziger anderer braver Mann in seine Nähe gelangen können. Es heißt auch: :::``Keiner kommt je selbst zum besten der Fürsten, der schlechte Räte hat, gleichwie zum See voll Krokodile, wäre auch sein Wasser süß und schön.´´::: Und so wird ein König, der nicht von Weisen umgeben ist, zugrunde gehen. Es heißt auch: :::``Wenn Fürsten Dienern Gunst schenken, die zwar schöne Reden führen, aber im Handeln leichtsinnig sind, wird ihre Macht der Feinde Spott.´´::: - Durch Valabhadras („durch Stärke glücklich“) Rat wurde der nackte Bettelmönch verbrannt. So gewann er des Königs Gunst zurück und sich selbst noch Ehre.“ ::: Da fragte Damanaka „Wie war das?“, und Karataka erzählte:

Panchatantra/Book 1/Der verbrannte Bettelmönch 👂 📔 🎴

Der verbrannte Bettelmönch:::

In der Hauptstadt Ayodhya im Lande Kosala regierte ein König von großem Glanz und großer Macht namens Purushottama („bester Mann“). Einstmals kam der Gouverneur der Wälder zu ihm und berichtete, daß die Häuptlinge des Waldgebietes sich sämtlich empört hätten unter Antrieb und Anführung von Vindhyaka, dem König der Vindhya-Berge. Der König entsandte seinen ersten Minister Valabhadra, um die Aufrührer zu unterwerfen. Während Valabhadra entfernt war, kam ein nacktgehender Bettelmönch in die Stadt. Dieser hatte durch die verschieden Teile der Sternkunde - welche gebildet werden durch die Fragstellung, Erklärung, Kenntnis der Horä und der Vogelzeichen, Erwägung und Beobachtung des Aufgangs, der Einteilung in neun, zehn, zwölf und dreißig Grade, des Schattens, des unsichtbaren (Rahu), der Verdunklung, des Haupt-Elements, des Sternbilds Mula, des Jupiter und durch die mit dem Widder beginnenden (Zodiakalzeichen) - sich das ganze Land so zu eigen gemacht, als wenn er es gekauft hätte. Als der König eines Tages durch das allgemeine Gerücht von dieser Eigenschaft des Mönches hörte, ließ er ihn aus Neugierde in seinen Palast führen. Und nachdem er ihn aufs Beste aufgenommen hatte, fragte er ihn: „Ist es wirklich wahr? Kennen die Weisen die Gedanken anderer Menschen? Jener sprach: „Der Erhabene wird es aus den Früchten (bzw. Wirkungen) erkennen.“ So wurde der König durch passende Geschichten aufs höchste neugierig gemacht. Eines Tages ließ der Mönch die Zeit, zu welcher er sich gewöhnlich einstellte vorübergehen, kam erst am Nachmittag in den Palast des Königs und sagte: „Oh König! Ich will dir etwas Angenehmes mitteilen. Ich ließ heute in der Frühe diesen Leib in meinem Studierzimmer und ging in einem für die Götterwelt passenden Körper zum Himmel, indem ich dachte: «Die gesamte Götterschar sehnt sich nach mir.» Jetzt bin ich wieder zurückgekehrt und habe dort von den Göttern den Auftrag erhalten, mich in ihrem Namen nach deinem Wohlergehen zu erkundigen.“ Als er dies hörte, geriet der König in die größte Freude und sprach voll Erstaunen: „Wie Meister! Du gehst in den Himmel?!“ Jener antwortete: „Oh großer König! Ich gehe alle Tage in den Himmel.“ Der leichtgläubige König glaubte ihm und kümmerte sich seitdem weder um Regierungsgeschäfte noch die Freuden seines Harems, sondern war einzig und allein mit ihm beschäftigt. Mittlerweile hatte Valabhadra die Feinde im Waldgebiet geschlagen und war zu des Königs Majestät zurückgekehrt. Da sah er, wie der König den Kreis seiner Minister weit abseits liegenließ, einzig und allein dem nackten Bettelmönch Zugang zu sich gestattete, und mit vor Freude strahlendem lotusgleichen Gesicht ihn wie seinen Lehrer mit den Worten: „Was nun?“ um Rat fragte. Nachdem er erfahren hatte, wie sich die Sache verhielt, verbeugte er sich vor dem König und sagte: „Es siege der König, der Liebling der Götter!“ Darauf fragte der König den Minister nach seinem Wohlergehen und sagte: „Kennst du diesen Weisen?“ Jener sprach: „Wie sollte ich ihn nicht kennen, da er der oberste Gott vieler Meister ist. Auch sagt man, daß der Meister die Welt der Götter zu besuchen pflegt, ist das wahr?“ Der König sprach: „Alles, was du gehört hast, ist die reine Wahrheit.“ Darauf sagte der nackte Mönch: Wenn es dem Herrn Minister ein Vergnügen macht, so mag er es selbst sehen!“ Nachdem er so gesprochen hatte, ging er wieder in sein Studierzimmer, verriegelte die Tür und blieb darin. Darauf sprach der Minister, nachdem etwa eine Stunde verflossen war: „Majestät! Wie lange dauert es, bis er zurückkommt?“ Der König sprach: „Hast du solche übermäßige Eile? Er muß seinen häßlichen Leib in dem Studierzimmer ablegen und in einem anderen himmlischen Körper dahin gehen.“ Dieser sagte: „Wenn dies wirklich wahr ist, so laß eine Menge Holz und Feuer bringen, damit ich das Studierzimmer in Brand setze.“ Der König sprach: „Aus welchem Grund das?“ Der Minister antwortete: „Majestät, damit er, nachdem dieser Leib verbrannt ist, stets in jenem Körper, in welchem er zur Welt der Götter zu gehen fähig ist, sich an deiner Seite befinde. Es wird ja auch folgende Geschichte erzählt:

Panchatantra/Book 1/Der verzauberte Brahmanensohn 👂 📔 🎴

Der verzauberte Brahmanensohn:::

In der Stadt Rajagriha lebte ein Brahmane namens Devasarman. Dessen Gattin weinte sehr über ihre Kinderlosigkeit, wenn sie die Kinder der Nachbarn sah. Da sprach eines Tages der Brahmane: „Liebe! Höre auf dich zu grämen! Sieh, ich habe ein Opfer dargebracht, um einen Sohn zu erlangen. Da sprach irgendein unsichtbares Wesen mit deutlichen Worten folgendermaßen: Brahmane! Dieser Sohn wird dir zuteil werden, an Schönheit und Tugend alle Menschen übertreffend und reich an Glück!“ Nachdem sie dies gehört hatte, wurde das Herz der Brahmanin von höchster Seligkeit erfüllt und sie sagte: „Solche Orakel sind untrüglich!“ Im Verlauf der Zeit wurde sie schwanger und brachte bei ihrer Niederkunft eine Schlange zur Welt. Als man diese erblickte schrien alle übrigen: „Werft sie weg!“ Sie kümmerte sich aber nicht darum, sondern nahm sie zu sich, ließ sie baden, legte sie - voll Mutterliebe zu ihrem Sohn - in ein großes reines Gefäß, fütterte sie mit Milch, frischer Butter und ähnlichen Dingen, so daß sie in etlichen Tagen zu ihrer vollen Größe heranwuchs. Einstmals, als die Brahmanin das Hochzeitsfest eines Nachbarsohns erblickte, wurden ihre Augen von Tränen getrübt und sie sprach zu ihrem Gatten: „Du behandelst mich doch ganz und gar verächtlich, da du dir gar keine Mühe gibst, das Hochzeitfest meines lieben Kindes herbeizuführen!“ Als er dies gehört, sagte der Brahmane: „Ehrwürdige! Da müßte ich in die tiefste Unterwelt gehen und den Schlangenkönig Vasuki ansprechen! Denn wer anders, oh Törin! würde seine Tochter einer Schlange zur Frau geben?“ Als er nach diesen Worten die Brahmanin mit ganz außerordentlich betrübtem Gesicht erblickte, so nahm er, um sie zufrieden zu stellen, etwas Reisezehrung und ging aus Liebe zu seiner Frau in ein fremdes Land. Nachdem er etliche Monate herumgereist war, kam er zu einem Ort namens Kukutanagara. Dort wurde er in dem Hause eines mit ihm bekannten Kastengenossen, in welches er gegen Abend einkehren mußte, mit Bad, Nahrung und allem Zubehör bedient und brachte daselbst die Nacht zu. Als er sich in der Frühe von dem Brahmanen verabschiedet hatte und im Begriff war, weiter zu wandern, so fragte ihn dieser: „Aus welchem Grunde bist du hierhergekommen und wohin wirst du gehen?“ Auf diese Worte entgegnete jener: „Ich bin gekommen, um ein passendes Mädchen für meinen Sohn zur Frau zu suchen.“ Nachdem er dies gehört, sagte der Brahmane: „Wenn dem so ist, so habe ich hier eine überaus passende Tochter und du bist bei mir sehr angesehen; drum nimm diese für deinen Sohn!“ Auf diese Worte nahm der Brahmane das Mädchen samt ihrer Dienerschaft und kehrte nach seinem Wohnort zurück. Als aber die Bewohner dieses Gebiets ihre unvergleichliche, mit den wunderbaren Eigenschaften des höchsten Reizes geschmückte Körperschönheit erblickten, rissen sie vor Liebe die Augen weit auf und sprachen zu ihrem Gefolge: „Wie konntet ihr ein solches Juwel von einem Mädchen einer Schlange ausliefern?“ Nachdem sie dies gehört, wurde das Herz ihrer sämtlichen Begleiter erschreckt und sie sprachen: „Sie muß diesem von dem alten Brahmanen aufgestellten Mörder entrissen werden!“ Darauf sagte die Jungfrau: „Fern sei solch ein Betrug! Denn seht! Könige entscheiden nur einmal; die Guten sprechen nur einmal und nur einmal verlobt man Mädchen: Diese drei geschehen nur einmal. Und ferner: Was vom Schicksal verhängt dir zugemessen ist, das läßt sich nimmermehr ändern. Selbst die Götter mußten das Schicksal von Pushpaka ertragen.“ Darauf fragten alle: „Wer ist dieser mit dem Namen Pushpaka?“, und das Mädchen erzählte:

Panchatantra/Book 1/Der Götter Ohnmacht gegen den Gott des Todes 👂 📔 🎴

Der Götter Ohnmacht gegen den Gott des Todes:::

Indra hatte einen Papageien namens Pushpaka („grüner Edelstein“), mit dessen Weisheit es niemand aufnehmen konnte wegen seiner Kenntnis vieler Wissenschaften, und der mit der höchsten Körperschönheit begabt war. Indem dieser einst auf Indras Handfläche saß und sein Körper durch das Vergnügen, welches ihm die Berührung verursachte, anschwoll, sah er zur Zeit, wo er mancherlei Hymnen rezitierend, seinen Hofdienst verrichtete, den Gott der Unterwelt sich nahen und eilte davon. Darauf fragten ihn sämtliche Götterscharen: „Warum bist du denn weggeeilt, als du den Gott der Unterwelt erblicktest?“ Der Papagei sagte: „Das ist der Vernichter von allem Lebenden. Wie sollte man vor dem nicht fliehen?“ Nachdem sie dies gehört, sagten sie alle, um seine Furcht zu beschwichtigen, zum Gott der Unterwelt: „Wahrlich! Du darfst, uns zu Gefallen, diesen Papagei nicht umbringen!“ Der Gott der Unterwelt antwortete: „Ich weiß nicht, der Gott der Zeit wird hier den Ausschlag geben.“ Nachdem sie diese Antwort erhalten hatten, gingen sie zum Gott der Zeit und wiederholten das oben Mitgeteilte. Darauf sagte aber der Gott der Zeit: „Das weiß der Gott des Todes, sprecht mit dem!“ Als sie nun mit dem Papagei zum Gott des Todes gingen, da starb er bereits durch den bloßen Anblick des Todes, und als sie dieses hörten, sprachen sie alle mit verwirrten Sinnen zum Gott der Unterwelt: „Wie geht das zu?“ Darauf sagte der Gott der Unterwelt: „Ihm war es verhängt, beim bloßen Anblick des Todesgottes zu sterben.“ Nachdem sie das gehört hatten, kehrten die Götter zurück in ihre Wohnung. - Daher sage ich: Was vom Schicksal verhängt dir zugemessen ist, das läßt sich nimmermehr ändern. Selbst die Götter mußten das Schicksal von Pushpaka ertragen.

Panchatantra/Book 1/Die Affen und der Vogel Suchimukha 👂 📔 🎴

Die Affen und der Vogel Suchimukha:::

In einer gewissen Berggegend wohnte einmal eine Affenherde. Diese konnte sich einstmals zur Winterzeit gar nicht zufrieden geben. Ihre Körper zitterten, weil ein sehr kalter Wind sie anwehte, ein Schneefall sie traf und ein heftiger Regenguß auf sie niederstürzte. Einige Affen sammelten daher Gundscha-Früchte, welche Feuerfunken ähnlich sind, stellten sich rings um sie und pusteten, um Feuer zu erlangen. Als aber ein Vogel namens Suchimukha („Spitzschnabel!“) ihre vergebliche Anstrengung sah, sprach er: „Ach, ihr seid alle Toren! Dies sind keine Feuerfunken, es sind Gundscha-Früchte. Wozu also die unnütze Anstrengung? Dadurch könnt ihr euch nicht gegen die Kälte schützen. Drum sucht irgendeine gegen den Wind geschützte Waldgegend, eine Höhle oder Berggrotte! Auch jetzt noch zeigen sich mächtige Regenwolken.“ Darauf sprach einer von diesen zu ihm: „Ha! Du Tor! Was geht das dich an? Halt deinen Schnabel. Es heißt auch: Einen in der Arbeit oft Gestörten und einen Spieler, der verliert, soll ein Kluger nicht anreden, wenn er für sich das Beste wünscht. Und so: Wer Jäger, die umsonst jagen, und Narren, die von Not geplagt sind, törichterweise anredet, der zieht sich selbst ein Übel zu.“ Jener aber, ohne sich raten zu lassen, hörte nicht auf, noch weiter zu den Affen zu sprechen: „He! Wozu die unnütze Mühe?“ Da er aber keinen Augenblick mit Schwatzen nachließ, packte ihn ein Affe, der über die vergebliche Arbeit in Zorn geraten war, an den Flügeln und schleuderte ihn an einen Felsen, so daß er umkam. - Daher sage ich: Kein unkrümmbares Holz krümmt sich; mit Messern schneidet man Steine nicht. Suchimukha! Bedenke dieses: Lehre keinen, der nicht lernen will! Denn Belehrung reizt die Narren nur und beruhigt sie nimmermehr: Das Wasser, das die Schlange einschlürft, dient nur zur Vermehrung ihres Giftes. Und ferner: Belehrung soll man nicht jedem ohne Unterschied geben: Sieh! Wie ein törichter Affe die schön Behauste hauslos macht.“ Da fragte Damanaka „Wie war das?“, und jener erzählte:

Panchatantra/Book 1/Der Affe und das Sperlingsweibchen 👂 📔 🎴

Der Affe und das Sperlingsweibchen:::
In einer Waldgegend wohnte einst ein wildes Sperlingspärchen, welches sein Nest auf dem herabhängenden Zweige eines Mimosa-Baums angelegt hatte. Wie sie da nun vergnügt zusammen lebten, fing einst eine winterliche Regenwolke an, langsam in einem fort zu regnen. Mittlerweile kam ein Affe, der vom Wind und Regen getroffen am ganzen Körper erstarrt war und zitternd die Zahn-Zither spielte, zu der Wurzel des Mimosa-Baums und setzte sich nieder. Als ihn das Sperlingsweibchen in dieser Verfassung sah, sagte sie zu ihm: „He! Lieber! Versehen mit Händen und Füßen, siehst du ganz wie ein Mensch aus, doch die Kälte macht dich zitternd, oh Tor! Warum baust du dir nicht ein Haus?“ Nachdem er dies gehört, sprach der Affe voll Zorn zu ihr: „Gemeines Weib! Warum hältst du deinen Schnabel nicht? Ha! Diese Frechheit! Sie sitzt in ihrem Hause und spottet über mich!“ Und dachte: „Das taugenichtsige, spitzmäulige, altklug schwätzende Weib da will unbedenklich stets babbeln. Warum schlage ich sie nicht einfach tot?“ Nachdem er so gedacht hatte, sagte er zu ihr: „Törin! Was hast du dich um mich zu bekümmern? Man sagt auch: Ein Verständiger steht Rede dem, der ihn voll Vertrauen fragt. Wer aber ungefragt redet, der heult gleichsam im wilden Wald.“ Doch wozu viele Worte? Kaum wurde dieser Affe von dem auf ihr eigenes Nest stolzen Weibchen noch einmal angeredet, als er den Mimosa-Baum hinaufkletterte und ihr Nest in hundert Stücke brach. - Daher sage ich: Belehrung soll man nicht jedem ohne Unterschied geben: Sieh! Wie ein törichter Affe die schön Behauste hauslos macht. So hast auch du, Tor! nichts gelernt, obgleich von ehrwürdigen Lehrern unterrichtet. Vielleicht aber ist es nicht deine Schuld. Denn Weisheit fügt sich zu einem guten, nicht aber zu einem schlechten Charakter. Man sagt auch: Was nützt das Wissen aller Welt an falschem Ort angebracht, wie ein Licht in einer Laterne, die von Blenden verdunkelt ist? So erkennst du, da du unnützes Wissen erlangt hast und meiner Rede kein Gehör gibst, nicht einmal dein eignes Verderben. Du bist also sicher eine Mißgeburt. Es heißt ja: Ein Sohn ist, wie die Schriftkundigen sagen, eine Geburt, Gleichgeburt, Übergeburt oder auch eine Mißgeburt. Geburt ist, wer der Mutter gleich ist, Gleichgeburt, wer dem Vater gleicht, Übergeburt, wer mehr als dieser, und Mißgeburt, wer ganz mißraten ist. Es heißt auch: Selbst Rama erkannte nicht die Goldgazelle (als Falle für den Raub seiner Gattin Sita), Nahusha nicht, welche Brahmanen er angeschirrt (MHB 5.17); der tausendarmige Arjuna faßte die Absicht, dem Brahmanen die Kuh samt dem Kalbe zu rauben (MHB 3.116); und im Spiel gibt des Dharmas Sohn vier Brüder samt dem Weibe hin (MHB 2.60): Naht das Verderben, verlieren gewöhnlich selbst brave Männer ihre Vernunft. Ferner: Sogar den eigenen Untergang riskiert der Bösewicht, der sich am Unglück anderer erfreut. So tanzt im Angesicht der Schlacht gewöhnlich noch der Rumpf, wenn schon das Haupt hinsank. Ach! Mit Recht sagt man auch dieses: Dharmabuddhi und Papabuddhi sind mir beide wohlbekannt: Vom Sohne ward durch nutzlose Klugheit der Vater im Rauch erstickt.“ Da fragte Damanaka „Wie war das?“, und jener erzählte:

Panchatantra/Book 1/Dharmabuddhi und Papabuddhi 👂 📔 🎴

Dharmabuddhi und Papabuddhi:::

In einem gewissen Ort wohnten zwei Freunde, Dharmabuddhi („gerechter Sinn“) und Papabuddhi („übler Sinn“). Da dachte einstmals der übelgesinnte Papabuddhi: „Ich bin doch ein Dummkopf und von Armut geschlagen. Drum will ich mit diesem Dharmabuddhi in die Fremde gehen, mit seinem Beistand Geld erwerben, ihn dann betrügen und so mir eine glückliche Lage verschaffen.“ Eines Tages sagte er zu Dharmabuddhi: „Höre Freund! Wenn du alt wirst, an welche von deinen Taten kannst du dich dann erinnern? Was hast du der Jugend zu erzählen, da du die Fremde nicht gesehen hast? Man sagt ja: Wer nicht in fremdem Land herumwanderte und viele Sprachen, Kenntnisse und ähnliches kennengelernt hat, dessen Geburt trug keine Frucht. Und so: Wissen, Reichtum und Kunst faßt der Mensch nicht eher ordentlich, bis er voll Freude von einem Land zum anderen herumwandert.“ Dieser aber, sobald er diese Worte gehört hatte, nahm vergnügten Herzens von seinen Eltern Abschied und machte sich an einem glücksversprechenden Tage mit seinem Freund auf den Weg in die Fremde. Da wurde durch die Tüchtigkeit des Dharmabuddhi auch von Papabuddhi während der Wanderung sehr großer Reichtum gewonnen. Alsdann kehrten sie alle beide, nachdem sie sich einen großen Schatz erworben hatten, vergnügt, aber sehnsuchtsvoll, nach ihrer Heimat zurück. Denn es heißt auch: Für die, die Weisheit, Kunst und Reichtum in der Fremde erworben haben, wird die Entfernung einer Stunde zu einer Länge von hunderten. Als sie nun in die Nähe ihres Ortes kamen, redete Papabuddhi zu Dharmabuddhi: „Lieber! Es ist nicht dienlich, diesen gesamten Schatz ins Haus zu bringen, denn Familie und Verwandte werden ihn begehren. Drum laß ihn uns hier im Dickicht des Waldes irgendwo in der Erde verbergen und nur mit einem geringen Teil davon nach Hause gehen! Wenn das Bedürfnis eintritt, können wir zusammen wieder hingehen und nur so viel als nötig von diesem Ort wegholen. Man sagt auch: Ein Kluger läßt kein Geld blicken, nicht einmal ein Bißchen. Denn durch des Goldes Anblick wird selbst des Guten Herz aufgeregt. Und so: Wie im Wasser das Fleisch von Fischen, zu Land vom Wild und in den Lüften von Vögeln gefressen wird, so allerwärts, wer Geld besitzt.“ Nachdem er dies gehört, sagte Dharmabuddhi: „Lieber! Ja! So wollen wir es tun!“ Nachdem so geschehen war, gingen sie alle beide nach ihrem Hause und lebten vergnügt zusammen. Eines Tages aber ging Papabuddhi um Mitternacht in den Wald, nahm den ganzen Schatz, füllte die Grube wieder zu und ging nach Hause. Darauf ging er eines Tages zu Dharmabuddhi und sagte: „Freund! Wir haben beide eine große Familie und leiden, weil wir kein Geld haben. Drum laß uns nach dem Ort gehen und etwas Geld holen!“ Jener antwortete: „Lieber! Das wollen wir tun!“ Als sie nun alle beide den Ort aufgruben, sahen sie das Gefäß leer. Da schlug Papabuddhi sich an den Kopf und rief: „Ha! Dharmabuddhi! Du allein, kein anderer, hast das Geld genommen! Denn die Grube ist wieder ausgefüllt. Gib mir die Hälfte von dem, was du versteckt hast, oder ich werde es am Hof des Königs zur Anzeige bringen!“ Dieser sagte: „Ha! Du Bösewicht! Sprich nicht so! Ich bin in Wahrheit Dharmabuddhi (der rechtlich Gesinnte)! Ich tue kein solches Diebeswerk. Es heißt ja: Rechtlich Gesinnte sehen eines andern Weib wie ihre Mutter, andrer Gut wie einen Erdklumpen und alle Wesen wie sich selber an.“ So gingen sie alle beide miteinander zankend zum Gerichtshof, trugen ihre Sache vor und verklagten sich gegenseitig. Als sie nun von den an der Spitze der Rechtsverwaltung stehenden Männern auf ein Gottesurteil verwiesen wurden, sagte Papabuddhi: „Ah! Dieses Urteil ist nicht gerecht. Es heißt ja: Bei Klagen sucht man Urkunden, fehlen diese, nach Zeugnissen; fehlt auch ein Zeuge, erst dann schreiben die Weisen das Gottesurteil vor. So habe ich in dieser Sache die Göttin des Baumes als Zeugin auf meiner Seite, und diese wird einen von uns beiden entweder zum Dieb oder zum ehrlichen Mann erklären. Darauf sagten alle: „Hm! Was du sagst, ist billig. Denn es heißt auch: Selbst wenn ein Mann vom niedrigsten Stand als Zeuge in einer Sache dient, ist kein Gottesurteil passend, geschweige, wo ein Gott es ist. So sind auch wir in dieser Sache sehr neugierig. Morgen in der Frühe sollt ihr mit uns nach der Gegend des Waldes gehen!“ Mittlerweile ging Papabuddhi nach Hause und sagte zu seinem Vater: „Vater! Dieses viele Geld habe ich dem Dharmabuddhi gestohlen, und durch ein Wort von dir kann es uns gesichert werden; wo nicht, dann geht es mit samt meinem Leben verloren.“ Dieser sagte: „Kind! So sage es rasch, damit ich es durch mein Wort sicher mache.“ Papabuddhi sagte: „Vater! In jener Gegend ist eine große Mimosa; und die hat eine große Höhlung. Da gehe du gleich hinein! Wenn ich alsdann morgen früh einen Eid schwöre, dann mußt du sagen, daß Dharmabuddhi der Dieb ist.“ Nachdem dies so abgemacht war, badete sich Papabuddhi am folgenden Morgen früh, zog ein reines Obergewand an, ging hinter Dharmabuddhi zusammen mit den Richtern zu dem Mimosa-Baum und sprach mit durchdringender Stimme: „Die Sonne und der Mond sowie Wind, Feuer, Himmel, Erde und Wasser, das Herz und Yama, der Tag und die Nacht, die Morgen- und Abenddämmerung sowie auch Dharma kennen der Menschen Taten. Oh hehre Waldgöttin! Sag an, wer von uns beiden der Dieb ist!“ Darauf sprach Papabuddhis Vater, welcher in der Höhlung der Mimosa stand: „Ha! Hört, hört! Dieses Geld ist von Dharmabuddhi weggenommen worden!“ Während nun des Königs Diener, nachdem sie dies gehört, mit vor Verwunderung aufgerissenen Augen in den juristischen Lehrbüchern nach einer dem Raub des Geldes angemessenen Strafe für Dharmabuddhi suchten, umgab Dharmabuddhi die Höhlung der Mimosa mit feuerfangenden Gegenständen und zündete sie an. Als aber diese in Feuer geraten war, kam Papabuddhis Vater mit halbverbranntem Körper, die Augen ausgestoßen, kläglich jammernd aus der Höhlung der Mimosa heraus. Da fragten sie ihn alle: „He! Was ist das?“ So befragt, gestand er ihnen den ganzen Anschlag des Papabuddhi ein und starb alsdann. Darauf hingen die Diener des Königs den Papabuddhi an einem Ast der Mimosa auf, belobten den Dharmabuddhi und sprachen: „Ja, mit Recht sagt man folgendes: Den Nutzen soll der Weise erwägen, doch erwäge er den Schaden auch! Vor des törichten Kranichs Augen bringt ein Mungo die Kraniche um.“ Da fragte Dharmabuddhi „Wie war das?“, und jene erzählten:

Panchatantra/Book 1/Kranich, Krebs und Mungo 👂 📔 🎴

Kranich, Krebs und Mungo:::

In einer gewissen Waldgegend war ein Feigenbaum voll von vielen Kranichen, und in einer Höhlung desselben wohnte eine schwarze Schlange. Diese brachte ihre Zeit damit zu, daß sie die jungen Kraniche auffraß, noch ehe sie flügge geworden waren. Da stand denn einst ein Kranich, dessen Junge von ihr aufgefressen worden waren, aus Kummer über seine Kleinen mit tränengefüllten Augen und zu Boden gesenktem Gesicht am Ufer des Teichs, und ein Krebs, welcher ihn in dieser Verfassung erblickte, sagte zu ihm: „Freund! Warum weinst du da so?“ Jener antwortete: „Lieber! Was kann ich sonst? Ich Unglücklicher! Meine Jungen und Verwandten sind von einer in der Höhlung des Feigenbaums hausenden schwarzen Schlange gefressen worden. Über dieses Unglück bin ich betrübt und weine. Sag mir nun, ob es irgendein Mittel gibt, diese Schlange zu verderben?“ Nachdem er dies gehört, dachte der Krebs: „Dieser ist doch ein angeborener Feind meines Geschlechts. Darum will ich einen solchen aus Wahr und Falsch gemischten Rat geben, daß auch alle übrigen Kraniche zugrunde gehen. Es heißt auch: Die Stimme weich wie frische Butter und mitleidlos das Herz gemacht! So wird ein Feind ausgerottet, daß er mitsamt seinem Stamm verdirbt.“ Dann sagte er: „Mein Lieber! Wenn du das beabsichtigst, so wirf Stückchen von Fischfleisch von der Tür der Mungo-Höhle an bis zur Höhlung der Schlange, damit der Mungo diesen Weg verfolgt und die böse Schlange umbringt.“ Nachdem so geschehen war, ging der Mungo den Fleischstücken nach, brachte die schwarze Schlange um, fraß aber nach und nach auch alle auf diesem Baume nistenden Kraniche auf. - Daher sagen wir: Den Nutzen soll der Weise erwägen, doch erwäge er den Schaden auch! Vor des törichten Kranichs Augen bringt der Mungo die Kraniche um.“ Und Karataka für fort: „So hat auch jener Papabuddhi nur an seinen Nutzen gedacht, nicht an den Schaden. Drum ist ihm dieser Lohn zuteil geworden. Darum sage ich: Dharmabuddhi und Papabuddhi sind mir beide recht wohlbekannt: Vom Sohne ward durch nutzlose Klugheit der Vater im Rauch erstickt. Auf gleiche Weise hast auch du, Törichter! nur an den Nutzen gedacht, nicht an den Schaden. Darum bist du ein Bösewicht! Du zeigst dich hier ganz wie ein Papabuddhi. Dadurch, daß du deines Herrn Leben in Gefahr gebracht hast, habe ich dich umfassend kennengelernt. Du hast deine Bosheit und Falschheit offenbar gemacht. Ja mit Recht sagt man: Wer würde sich mühen, um der Pfauen hintere Öffnung zu sehen, wenn sie nicht töricht froh tanzten, sobald der Wolken Donner erschallt. - Welche Rücksicht wirst du also auf unsereins nehmen, wenn du sogar deinen Herrn in eine solche Lage bringst? Deswegen muß ich mich notwendig aus deiner Nähe entfernen. Es heißt auch: Wo Mäuse tausend Pfund Eisen fressen, da kann selbst ein Elefant dem Falken zum Raub werden, geschweige denn ein Jüngelchen.“ Da fragte Damanaka „Wie war das?“, und Karataka erzählte:

Panchatantra/Book 1/Wunder über Wunder 👂 📔 🎴

Wunder über Wunder:::

In einem gewissen Orte wohnte einmal ein Kaufmann namens Nanduka (der „Erfeuende“). Außerdem wohnte an demselben Orte ein Kaufmann namens Lakshmana (der „Glückliche“). Dieser, da er sein Vermögen verloren hatte, dachte daran, in die Fremde zu wandern. Es heißt auch: Wer in einem Ort oder Land nach seinen Mitteln froh gelebt hat, aber nach dem Verlust seines Vermögens immer noch dort bleibt, dann ist er gemeinen Sinns. Und so: Wer vorher erst mit stolzem Sinn lange Zeit vergnügt an einem Ort verbracht hat, und dann elendig an ebendiesem Ort anderen etwas vorklagt, der ist tadelnswert. In seinem Hause befand sich nur noch eine von seinen Vorfahren erworbene, aus einer schweren Menge Eisen verfertigte Waage. Diese gab er zum Aufbewahren in das Haus des Gildeherrn Nanduka und machte sich auf den Weg in die Fremde. Nachdem er darauf lange Zeit, seiner Lust folgend, in der Fremde umhergewandert war, kehrte er nach seiner Heimat zurück und sprach zum Gildeherrn Nanduka: „Oh Gildeherr! Gib mir die anvertraute Waage zurück!“ Jener aber sagte: „Oh, die ist nicht mehr da! Deine Waage haben die Mäuse gefressen.“ Nachdem er dies gehört, sprach Lakshmana: „Oh Nanduka! Wenn sie von den Mäusen gefressen wurde, so bist du außer Schuld. So ist ja einmal der Lauf der Welt: Es ist nichts in ihr ewig. Doch ich will zum Fluß gehen, um mich zu baden. Schicke deshalb dein Kind mit mir, das den Namen Dhanadeva („Gott des Reichtums“) führt, damit er mir das Badezeug trägt.“ Nanduka aber, der sich aus Angst wegen seines Diebstahls vor Lakshmana fürchtete, sagte zu seinem Sohn: „Kind! Dein Onkel Lakshmana will in den Fluß zum Baden gehen. Geh deshalb mit ihm, um das Badezeug zu tragen!“ Ach! Mit Recht sagt man: Kein einziger Mensch erweist einem andern irgend Gefälligkeit, ausgenommen aus Furcht, Habsucht oder aus einem anderen Grund. Und so: Wo ohne einen Grund übermäßige Rücksicht erwiesen wird, da hege man nur gleich Sorge, daß es am Ende schlimm ergeht. Darauf machte sich dieser Sohn des Nanduka vergnügten Sinns mit dem Badezeug und Lakshmana auf den Weg. Nachdem dies so geschehen, badete sich Lakshmana. Dann warf er Dhanadeva, den Sohn des Nanduka, in eine Höhle am Ufer des Flusses, verschloß die Öffnung derselben mit einem großen Stein und ging dann eilig zu Nandukas Haus. Hier wurde er von diesem Kaufmann gefragt: „He Lakshmana! Sprich! Wo ist mein Kind, welches mit dir zum Fluß gegangen ist?“ Jener sagte: „Es ist vom Ufer des Flusses durch einen Falken entführt worden.“ Der Kaufmann rief: „Du Lügner! Wie in aller Welt kann ein Falke einen Knaben rauben? Drum gib mir meinen Sohn zurück, sonst zeige ich es am Hofe des Königs an!“ Jener sagte: „Oh du Wahrheitsredender! Führt ein Falke keinen Knaben weg, so fressen auch Mäuse eine aus schweren Eisen verfertigte Waage nicht. Drum gib mir meine Waage, wenn du nach deinem Sohn verlangst!“ So miteinander zankend, gingen sie alle beide zur Pforte des Königs, und da sprach Nanduka mit lautem Geschrei: „Oh! Eine Ruchlosigkeit, eine Ruchlosigkeit geht da vor! Dieser Dieb hat mir mein Kind geraubt!“ Darauf sagten die Richter zu Lakshmana: „He! Liefere des Gildeherrn Sohn zurück!“ Dieser antwortete: „Was kann ich tun? Vor meinen Augen ist er durch einen Falken vom Ufer des Flusses entführt worden.“ Als sie dieses gehört hatten, sagten sie: „Ach! Du sagst nicht die Wahrheit. Wie wäre ein Falke fähig, einen fünfzehnjährigen Knaben zu rauben?“ Lakshmana antwortete lachend: „He! He! Hört diesen Spruch: Wo Mäuse tausend Pfund Eisen fressen, da kann selbst dem Falken ein Elefant zum Raub werden, geschweige denn ein Jüngelchen.“ Diese fragten: „Wie ist das gemeint?“ Und Lakshmana erzählte die ganze Geschichte mit der Waage. Nachdem sie diese gehört, lachten sie über das, was Nanduka und Lakshmana getan hatten, verständigten beide miteinander und machten, daß sie sich durch gegenseitige Auslieferung der Waage und des Knaben einander zufriedenstellten. Daher sage ich: Wo Mäuse tausend Pfund Eisen fressen, da kann selbst dem Falken ein Elefant zum Raub werden, geschweige denn ein Jüngelchen.“ Karataka sagte ferner: „Diese Lage des Pingalaka hast du, Tor! herbeigeführt, weil du die Gunst des Sanjivaka nicht ertragen konntest. Ach, mit Recht sagt man: Gewöhnlich werden in dieser Welt die Hochgeborenen von Niedriggeborenen, die Lieblinge des Glücks von Unglücklichen, der Freigebige vom Geizigen, der Redliche vom Unredlichen, der im Reichtum Lebende vom Armen, der Schöngestaltete von dem durch Mißgestalt Geschlagenen, der Gerechte von dem Bösewicht und der in vielen Wissenschaften Erfahrene von dem Toren stets getadelt. Und so: Die Weisen werden von Toren gehaßt, die Reichen von dem armen Mann, die Frommen von den Gottlosen und das keusche Weib von den Unkeuschen. Der Mensch erlangt Tugenden durch den Umgang mit den Guten, Sünden durch den Umgang mit Schlechten, gleichwie der Wind, verschiedene Länder durchstreichend, bald liebliche, bald üble Gerüche aufsammelt. Wie zwei Vögel sind wir beide, die bei gleicher Mutter und gleichem Vater unterschiedlich wurden; denn der eine wuchs bei Brahmanen auf, der andere bei Kuhfleischessern. Fortwährend hat der eine der Kuhfleischesser Worte gehört, der andere aber stets die Reden der Weisen. Durch Umgang wird Tugend oder Sünde erzeugt. Da fragte Damanaka „Wie war das?“, und Karataka erzählte:

Panchatantra/Book 1/Die durch verschiedenen Umgang gearteten Papageiengeschwister 👂 📔 🎴

Die durch verschiedenen Umgang gearteten Papageiengeschwister:::

In einer gewissen Berggegend brütete ein Papageienweibchen, und es kamen ihm zwei Papageien zur Welt. Als nun das Papageienweibchen einst weggeflogen war, um Futter zu suchen, wurden die beiden Söhnlein von einem Vogelsteller gefangen. Der eine von ihnen rettete sich jedoch mit vieler Mühe und flog durch des Schicksals Gunst davon. Den anderen aber sperrte jener in einen Käfig und fing an, ihn das Sprechen zu lehren. Der geflüchtete Papagei dagegen wurde von einem herumwandernden frommen Weisen erblickt, von ihm gefangen, in seine Einsiedelei gebracht und daselbst aufgefüttert. Indem nun die Zeit so verlief, kam einst ein gewisser König in die Waldgegend, wo jene Vogelsteller wohnen, denn sein Pferd hatte ihn von seinem Gefolge entführt. Als nun der im Käfig befindliche Papagei den König herankommen sah, erhob er ein gewaltiges Geschrei: „He! He! Mein Gebieter! Es kommt ein einzelner Mensch auf einem Pferde! Drum binde, binde und töte ihn!“ Der König, nachdem er des Papageien Rede gehört, lenkte sein Pferd so schnell er konnte anderswohin. Als der König in das Innere eines nicht fernen anderen Wald gelangt, da sieht er die Einsiedelei von Eremiten. Auch da befand sich ein Papagei in einem Käfig und rief: „Komm herbei! Komm herbei, oh König! Ruhe dich aus! Genieße kühles Wasser und süße Früchte! He, he! Ihr Weisen! Ehrt ihn in diesem reichbeschatteten Baumwalde mit dem Fußwasser des Gastopfers!“ Als der König dies gehört, riß er die Augen weit auf und mit verwundertem Herzen dachte er: „Wie mag dies zugehen?“ Dann fragte er den Papagei: „Ich habe hier in einer Gegend des Waldes einen dir ähnlichen Papagei gesehen; aber schreckerregend schrie er: „He, binde! He, töte!“ Als er des Königs Rede gehört, erzählte der Papagei ihm der Wahrheit gemäß seine Geschichte. Daher sage ich: Durch Umgang wird Tugend oder Sünde erzeugt. Deshalb soll man sich nicht in Umgang mit dir einlassen. Denn man erzählt auch: Wahrlich, besser ist ein kluger Feind, als ein unverständiger Freund: Der Räuber stirbt aus Aufopferung, der Fürst kommt durch den Affen um.“ Da fragte Damanaka „Wie war das?“, und Karataka erzählte:

Panchatantra/Book 1/Der kluge Feind 👂 📔 🎴

Der kluge Feind:::

Die Söhne eines Königs, eines Kaufmanns und eines Gelehrten hatten miteinander Freundschaft geschlossen. Diese drei vergnügten sich Tag für Tag nur in Ergötzlichkeiten, Spazierengehen, Zerstreuungen, Leichtfertigkeiten und Spielen. Der Prinzensohn jedoch saß Tag für Tag mit Widerwillen gegen die Kunst des Bogenschießens, Reitens auf Elefanten und Rossen, Fahrens und Jagens. Da wurde er einst vom Vater streng getadelt mit den Worten: „Du beeiferst dich nicht, das zu erlernen, was ein König tun und wissen muß!“ Und als er diesen Tadel schwer gekränkt seinen Freunden erzählte, sprachen sie: „Auch unsere Väter erzählen ständig solchen Unsinn, wenn wir unsere Abneigung gegen die Geschäfte zeigen. Wir haben aber diese Kränkungen des eigenen Stolzes durch die Freude an unserer Freundschaft mit dir schon viele Tage hindurch nicht mehr gefühlt. Jetzt aber, da wir sehen, daß auch du durch dieselbe Kränkung betrübt bist, sind wir beide überaus betrübt geworden.“ Darauf sagte der Königssohn: „Wahrhaftig! Es ist nicht angemessen, daß wir nach dieser Kränkung noch hier bleiben. Drum wollen wir alle, die wir durch denselben Schmerz betrübt sind, uns entfernen und irgendwo anders hin gehen. Denn: Die Prüfung in Kraft, Weisheit, Wert der Tapferkeit und reinen Werke ist bei denen, die darauf stolz sind, an den Früchten zu erkennen, nachdem sie ihr Heimatland verlassen haben.“ Nachdem dies vorgegangen, überlegten sie, wohin es angemessen wäre zu gehen. Darauf sprach der Sohn des Kaufmanns: „Wahrhaftig! Ohne Geld erreicht man nirgends sein Ziel. Drum laßt uns nach dem Berg Rohana („Aufstieg“) gehen! Nachdem wir dort Edelsteine gefunden haben, werden wir alles, was wir nur wünschen, genießen können.“ Nachdem alle die Wahrheit seiner Rede anerkannt hatten, gingen sie nach dem Berg Rohana, und da fand jeder von ihnen durch die Gunst des Schicksals einen unschätzbaren herrlichen Edelstein. Darauf überlegten sie nun: „Wie können wir diese Edelsteine wohl verwahren, da wir von hier auf gefahrreichen Waldwegen wandern müssen?“ Darauf sagte der Sohn des Weisen: „Ich bin der Sohn eines Ministers, und so habe ich denn ein Mittel ersonnen. Wenn diese Edelsteine in unserm Leibe aufbewahrt werden, so sind wir weder von einem Karawanendieb, noch von sonst jemand einer Gefahr ausgesetzt.“ Nachdem er sie davon überzeugt, legten sie die Steine zur Essenszeit in einen Happen Speise und verschluckten sie. Doch während dies geschah, sah sie irgendein Mann, welcher unbeobachtet dicht am Fuße des Berges ausruhte, und dachte bei sich: „Ach! Ich bin hier am Berg Rohana viele Tage nach Edelsteinen umhergeirrt und habe infolge meines unglückseligen Geschicks nicht das Geringste gefunden. Drum will ich mit diesen gehen! Wenn sie alsdann auf irgendeinem Weg vor Müdigkeit eingeschlafen sind, dann werde ich ihnen die Bäuche aufschneiden und alle drei Edelsteine rauben.“ Nachdem er diesen Entschluß gefaßt hatte, stieg er vom Berge herab, kam hinter ihnen her und sprach, sich ihnen anschließend: „Oh! Ihr Edlen! Ich kann nicht allein durch den furchtbaren großen Wald zu meiner Heimat gelangen. Daher will ich mich eurer Karawane anschließen und mit euch gehen.“ Sie, denen Gesellschaft willkommen war, waren es zufrieden und sagten „Ja“ und begannen, mit ihm zu gehen. In diesem Walde befand sich aber in einer unwegsamen Berggegend in der Nähe der Straße ein Bhil-Dörfchen (der Ureinwohner in Dekkan). Als jene an diesem vorübergingen, stieß unter den vielen mannigfachen Vögeln, welche in dem Hause des Dorfhäuptlings zu seinem Vergnügen gepflegt wurden, ein alter Vogel einen Ton aus. Der Dorfhäuptling verstand aber sämtliche Vogelsprachen. So überdachte er, was dieses Vogelgeschrei bedeuten sollte, und sagte mit hocherfreutem Herzen zu seinen Untergebenen: „Daß dieser Vogel Wort für Wort Folgendes sagt: «Daß nämlich jene auf dem Wege einhergehenden Wandrer höchst kostbare Edelsteine mit sich führen.» Drum greift sie! Greift sie! Haltet sie also fest und bringt sie hierher!“ Nachdem dies geschehen war, so fand man bei ihnen nicht das Geringste, obgleich sie der Dorfhäuptling selbst ausplünderte. Darauf wurden sie von ihm losgelassen und fingen an, weiterzugehen, von nichts weiter bedeckt als von einem Stück Tuch um die Lenden. Da stieß auf einmal jener Vogel denselben Ton erneut aus. Als der Dorfhäuptling dieses hörte, ließ er sie nochmals vor sich führen. Sie wurden nun mit größter Sorgfalt durchsucht. Als sie aber von neuem freigelassen wurden, stößt derselbe Vogel, ganz wie früher, seinen durchdringenden Ton aus. Da ließ sie der Dorfhäuptling nochmals vor sich führen und fragte sie: „Dieser Vogel hat sich zu allen Zeiten als zuverlässig bewährt und spricht nie eine Lüge. Der sagt nun, daß ihr Edelsteine bei euch habt. Wo sind diese?“ Sie aber antworteten: „Wenn wir Edelsteine bei uns hätten, wie wäre es möglich, daß ihr sie nicht gefunden hättet, da ihr uns so sorgfältig durchsucht habt?“ Der Dorfhäuptling sprach: „Da dieser Vogel es mehrfach hintereinander sagte, so müssen die Edelsteine eben in eurem Leib sein. Jetzt ist aber schon die Dämmerung angebrochen. Morgen werde ich eure Bäuche aufschneiden!“ Nachdem er sie so bedroht hatte, wurden sie in ein als Gefängnis dienendes Schlafzimmer gebracht. Darauf überlegte der Dieb bei sich: „Unzweifelhaft: Wenn morgen der Dorfhäuptling in den aufgeschnittenen Leibern von jenen solche Edelsteine findet, wird der Bösewicht, von Geiz getrieben, sicherlich auch meinen Leib öffnen. So steht mir, mag es gehen wie es will, der Tod bevor. Was habe ich also hier zu tun? Man sagt auch: Fürwahr, wenn einer, wo Tod droht, einem Hochedlen den hinfälligen Leib im Dienste aufopfert, dessen Sterben bedeutet Unsterblichkeit. Drum ist es besser, ich liefere ihm zuerst meinen eigenen Leib zum Aufschneiden und rette jene, sei es auch mit meinem eigenen Tode. Denn wenn der Bösewicht, nachdem er meinen Leib zuerst hat aufschneiden lassen, trotz der sorgfältigsten Untersuchung nichts entdeckt, dann wird er die Hoffnung, Edelsteine zu finden, aufgeben, und, wenn er auch noch so grausam wäre, doch aus Mitleid sich enthalten, ihnen den Bauch zu zerschneiden. Und indem ich auf diese Weise ihnen Leben und Vermögen schenke, wird mir in dieser und der zukünftigen Welt der Ruhm der Aufopferung zuteil werden und eine edle Existenz. Drum ist dieses ein angemessenes und gewissermaßen vernünftiges Sterben.“ Als nun, nachdem die Nacht verflossen war, der Dorfhäuptling sich anschickte, ihnen den Bauch aufschneiden zu lassen, faltete der Räuber bittend seine Hände und sprach: „Ich kann nicht mit ansehen, daß jenen meinen Brüdern der Bauch aufgeschnitten wird. Drum erweise mir die Gnade, mir meinen Leib zuerst aufschneiden zu lassen.“ Aus Mitleid bewilligte ihm der Häuptling dies mit dem Wort: „So sei es!“ Und nachdem ihm der Bauch aufgeschnitten war, wurde nicht das Geringste darin gefunden. Darauf brach er in Wehklagen aus: „Oh Jammer! Oh Jammer! Auf die bloße Deutung des Vogelgeschreis hin habe ich aus gewaltiger Begierde einen großen Mord begangen! Wie in dem Bauche von diesem, so werde ich auch in denen der übrigen nichts finden.“ Nachdem er so gesprochen hatte, ließ er alle drei mit unverletzten Leibern frei. Sie aber durchschritten mit größter Eile den Wald und kamen zu irgendeinem Ort. - Daher sage ich: Der Räuber stirbt aus Aufopferung. Drum wahrlich, besser ist ein kluger Feind, als ein unverständiger Freund. An diesem Orte nun verkauften sie alle drei Edelsteine vermittelst des Kaufmannssohnes. Darauf erhielten sie eine ungeheure Menge Geld und legten dieses für den Königssohn zusammen. Dieser, welcher beabsichtigte, dem Oberherrn dieses Gebiets die Regierung zu entreißen, übergab dem Sohn des Weisen das Amt eines Ministers, und den Sohn des Kaufmanns machte er zu seinem Schatzmeister. Darauf versammelte er dadurch, daß er doppelten Sold gab, ein gewaltiges Heer von trefflichen Elefanten, Rossen und Fußsoldaten, fing vermittelst der Verstandeskraft seines Ministers, welcher die sechs Arten kannte (wie sich ein König gegen seine Feinde zu benehmen hat), Krieg an und tötete den König in einer Schlacht. So eroberte dieser Königssohn das Königreich und wurde König. Nachdem er die Last der gesamten Regierung seinen beiden Freunden anvertraut hatte, lebte er sorglos in die Welt hinein und genoß das Vergnügen der Lüste.

Panchatantra/Book 1/Der törichte Freund 👂 📔 🎴

Der törichte Freund:::

Einst hatte er, als er in sein Frauenhaus ging, einen Affen, welcher in der Nähe in einem Stall war, immer neben sich, um sich an ihm zu belustigen. Denn Papageien, Rebhühner, Tauben, Widder, Affen und ähnliches sind natürlicherweise der Könige Lieblinge. Es versteht sich von selbst, daß der Affe, gemästet durch die mannigfachen Speisen, welche ihm der König reichte, groß ward und von der gesamten Umgebung des Königs geehrt werden mußte. Der König aber gab aus übermäßigem Vertrauen und aus Liebe diesem Affen sogar ein Schwert zu tragen. In der Nähe seines Palastes gab es einen mit vielen verschiedenartigen Bäumen geschmückten Lustwald. Als nun der König zu Beginn des Frühlings diesen erblickte, wie er so lieblich war, herrlichen Duft vieler Blumen aushauchte und den Ruhm des Liebesgottes von den Scharen der Bienen gesungen verkündete, ging er von Liebe überwältigt mit seiner Lieblingsgemahlin hinein. Die gesamte Dienerschaft erhielt den Befehl, am Tor stehen zu bleiben. Nachdem er voll Freude den Lustwald durchirrt und betrachtet hatte, sagte er ermüdet zu seinem Affen: „Ich will einen Augenblick in dieser Blumenlaube schlafen. Gib sorgfältig Acht, daß sich nichts an mich heranmacht und mich verletzt!“ Nachdem er dies gesagt hatte, schlief der König ein. Da kam eine Biene, dem Blumenduft, Betel samt Zubehör und dem Moschusduft nachjagend, und setzte sich auf seinen Kopf. Als der Affe dies sah, dachte er zornig: „Wie? Soll ich den König vor meinen Augen von dem gemeinen Geschöpf stechen lassen?“ Dabei fing er an, sie abzuwehren. Als sich die Biene aber, trotz der Abwehr, immer von neuem dem König näherte, da wurden des Affen Gedanken von Zorn verblendet, er zog das Schwert und schlug die Biene mit einem Hieb nieder. Aber durch denselben Hieb war zugleich des Königs Haupt gespalten. Die Königin, welche neben ihm schlief, sprang erschrocken in die Höhe, jammerte, als sie dies Verbrechen erblickte, und sprach: „Oh, oh! Du törichter Affe! Was hast du da dem König angetan, der dir Vertrauen schenkte?!“ Der Affe aber erzählte, wie es zugegangen war, und darauf wurde er von aller Welt als ein Bösewicht gemieden. - Daher sagt man: „Man soll keinen Toren zum Freund wählen, denn der König ward vom Affen getötet.“ Und ich sage: Wahrlich, besser ein kluger Feind, als ein unverständiger Freund. Der Räuber stirbt aus Aufopferung, der Fürst kommt durch den Affen um.“ (Im folgenden fehlen bei Benfey einige Abschnitte. Wir fügen diese aus der englischen Übersetzung von Arthur William Ryder (1925) ein.) Und Karataka fuhr fort: „Wo deine Art, die unter Freunden Feindschaft stiften und deren Weisheit aus hinterlistigen Fallen besteht, das letzte Wort hat, dort enden alle Bemühungen in traurigen Mißgeschicken. Und auch: Der Heilige, so sehr er auch gedrängt wird, scheut immer noch die Schuld der bösen Tat. Und es sind immer noch jene Taten, die keine Schande bringen, die zu Ruhm und ehrenwertem Namen führen. Der Weise handelt so, daß seine Ehre strahlend bleibt. Wie die Perle, die ein Pfau aß und ausscheidet, immer noch perlweiß bleibt. Das Sprichwort sagt auch: Falsch ist falsch! Der Weise wird nie das Falsche wie das Richtige behandeln. Wie der Durstigste nie das schmutzige Wasser von der Straße trinken würde. Zusammengefaßt: Handle immer gerecht bis zum letzten Atemzug! Meide das Falsche, selbst wenn es das Leben kosten würde.“ Als Damanaka, dieses hinterlistige Geschöpf, dem eine solche Predigt über Moral wie schieres Gift erschien, diese Worte hörte, schlich er sich vorsichtig ein Stück seitwärts. Und währenddessen stürzte Sanjivaka, nachdem er einige Zeit mit Pingalaka gekämpft hatte, durch die Wunden von dessen scharfen Nägeln des Lebens beraubt zur Erde nieder. Und als Pingalaka den Stier leblos sah, wurde sein Herz durch die Erinnerung an seine guten Eigenschaften gerührt, und er klagte: „Ach! Ich Bösewicht habe unrecht getan, daß ich den Sanjivaka umgebracht habe; denn es gibt kein größeres Verbrechen als Treulosigkeit. Es heißt ja: «Geht das Land verloren oder ein kluger Diener, so ist der König verloren.» So pflegt man zu sagen, doch nicht mit Recht sind beide gleichgesetzt: Denn das Land ist leicht zu erwerben, nicht so ein treue Diener. Außerdem habe ich diesen Grasfresser zum Minister erhoben und danach ihn selbst getötet. Darum war es noch schlechter von mir gehandelt. Es heißt auch: Dieser Dämon, auch wenn er durch mich mächtig wurde, darf nicht durch mich zugrunde gehen: Sogar den selbstgepflegten Gift-Baum selber auszurotten, ziemt sich nicht. - Auch ist er inmitten des Staatsrats stets von mir gelobt worden. Was soll ich nun vor anderen sagen, welche ihre Freunde wie Eltern und geistliche Lehrer verehren? Es heißt auch: Wen du vorher als Rechtschaffenen im Rate bezeichnet hast, den sollst du nimmer anklagen, wenn du dein Wort in Ehren halten willst.“ Als nun Damanaka merkte, daß der Löwe unsicher war, schlich er langsam wieder heran und sprach voller Freude: „Majestät! Wie in aller Welt ist das für dich angemessen, daß du darüber so klagst, einen verräterischen Grasfresser getötet zu haben? Das ziemt sich nicht für Könige! Darum sagt man auch: Den Vater, Bruder, Sohn oder die Gattin, oder auch den Freund umzubringen, wenn sie uns nach dem Leben trachten, ist kein Vergehen. Und so: Ein König, der mitleidig ist, ein Brahmane, der alles ißt, ein schamloses Weib, ein böser Gefährte, ein widerspenstiger Diener, ein nachlässiger Aufseher und den, der nicht erkenntlich ist, die soll man meiden. Und auch: Wahr und falsch, bald hart und bald freundlich redend, grausam und mitleidig, bald habsüchtig und bald freigebig, verschwenderisch und große Schätze erpressend - so vielgestaltig ist eines Königs Weise, der Buhlerinnen Treiben ganz vergleichbar. Und auch: Wer keinen Schaden anrichtet, wäre er auch groß, wird nicht gefürchtet: Wohl fürchtet der Mensch Schlangen, doch deren Feind, den Garuda, nicht. Und außerdem: Nicht zu Beklagende beklagst du und sprichst doch wie ein Verständiger: Tote sowohl als Nichttote beklagen die Weisen nimmermehr.“ Daraufhin näherte sich Karataka, und weil Damanaka kein Einsehen zeigte, setzt er sich neben den Löwen und sprach zu Damanaka: „Oh Herr, du weißt nichts von guter Politik, denn dieser Aufruhr zum Kampf hat nur die gegenseitige Freundschaft zerstört, welche die beiden genossen hatten. Es ist nicht die Art und Weise guter Ratgeber, den Herrn so zu beraten, daß er gegen seinen eigenen Diener kämpft und damit sich selbst in Lebensgefahr bringt, wenn das begehrte Ziel auch durch bessere Mittel erreichbar ist. Wie das Sprichwort sagt: Als die versammelten Götter einst dachten, daß sie einen Kampf gewonnen hatten, mußten sie einsehen, daß der Sieg weder in den Händen der Götter noch der Menschen liegt (siehe Kena-Upanishad). Und außerdem: Im Kampf liegt keine Weisheit, nur Narren verlieren sich im Kämpfen. Die Weisen entdecken den rechten Weg in den heiligen Schriften, und diese lehren Frieden und Gewaltlosigkeit. - Deshalb soll ein Ratgeber seinen Herrn niemals zum unnötigen Kampf verführen. Denn ein anderes weises Sprichwort sagt: Wo der Palast freundliche, bescheidene und reine Diener beherbergt, die für Feinde tot und für Begierde taub sind, mögen zwar Feinde angreifen, aber die königliche Ehre ist sicher. Deshalb: Spricht die Wahrheit, auch wenn sie hart klingt! Schmeichelei ist nichts anderes als Feindschaft. Und weiter: Wo königliche Diener, gefragt oder nicht, ihr Heil in Lügen suchen, geht der königliche Verstand in die Irre und die königliche Herrlichkeit stirbt. Außerdem sollten die Berater einzeln vom Herrn befragt werden, so daß er durch all ihre Ratschläge eine Entscheidung treffen kann. Denn es geschieht oft, daß sogar eine offensichtliche Tatsache aus einer anderen Richtung betrachtet ganz anders erscheint. Wie auch das Sprichwort sagt: Das Glühwürmchen erscheint wie Feuer und der Himmel flach, doch das sind sie beide nicht. Manchmal erscheint das Wahre als falsch und das Falsche als wahr. Oft trügt der Schein, deswegen bedenke es gut! Deshalb sollte sich ein Herr nicht ausschließlich nur auf den Rat eines Dieners verlassen. Vor allem nicht auf jene Übelgesinnten, die für ihren persönlichen Gewinn dem Herrn die Dinge mit verwirrender Rede im falschen Licht darstellen. Folglich sollte der Herr eine Entscheidung nur nach gründlicher Betrachtung treffen. Wie das Sprichwort sagt: Laß dich zuerst gut und weise beraten, und wenn du es mehrfach gehört und den vorgeschlagenen Plan vom ersten bis zum letzten Wort bedacht hast, dann handle und ernte Ruhm und Reichtum. Vermeide stets das Absurde! Schließlich darf es kein Herr zulassen, daß sein eigener Verstand durch den Rat anderer verwirrt wird. Er sollte stets die Unterschiede in den Menschen beachten, das Problem bis zum Grund untersuchen, verschiedene Ansichten hören und auf die richtige Zeit und den rechten Ort achten. So sollte der Herr stets Meister bleiben, ein weiser Meister, der sich der Tragweite seiner Pflichten bewußt ist.“ Damit endet das erste Buch „Verfeindung von Freunden“, dessen erster Vers lautet: Im Wald wird durch den heimtückischen habgierigen Schakal des Löwen und des Stiers Liebe zerstört, die große immer wachsende.

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